Kultur

Jazz-Legende Hans Salomon mit 87 Jahren gestorben

Aus seiner Feder stammt mit „Wia a Glock'n“ zwar die Geburtsstunde des Austropop, aber eigentlich war Hans Salomon woanders Zuhause: Der Wiener Musiker galt als prägende Figur der heimischen Jazzszene und hat sich weit über deren Grenzen hinaus einen Namen gemacht. Am gestrigen Donnerstag starb Salomon, der mit den Stars in New York musizierte und Ö3 ein Soundkleid verpasste, im Alter von 87 Jahren.

Einen vom Sohn angedachten Abschied mit Wegbegleitern im Porgy & Bess wird es aufgrund der Corona-Pandemie in absehbarer Zeit nicht geben, wie dieser der APA sagte. Geboren wurde Hans Salomon am 10. September 1933 in Wien, wo er bei Fatty George lernte und 1954 die „Austrian All Stars“ mit Joe Zawinul sowie drei Kollegen gründete. Vier Jahre später erfolgten Salomons erste große internationale Auftritte, als er beim Newport Festival in den USA und in der Folge bei der Brüsseler Weltausstellung spielte. Dort hatte er eine kurze Liaison mit Sarah Vaughan, der im Laufe seines Lebens unzählige weitere sowie fünf Ehen folgten. Der musikalische Erfolg des Saxofonisten im Ausland zeigte sich in seiner Zusammenarbeit mit prominenten Jazzmusikern wie Ella Fitzgerald, Art Farmer oder Ray Charles.

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Fixstern im Jazzgeschehen

Prägend war auch seine Zeit in New York, wo das Birdland als magischer Anziehungspunkt fungierte, wie Salomon anlässliches seines 80ers resümierte. „Ich war so begeistert, dass ich am nächsten Tag zur Probe mein Saxofon gar nicht mehr auspacken wollte.“ Die Überwältigung nach dem ersten Besuch im Jahre 1958 hielt zum Glück nicht lange an, weshalb er später dann auch mit Kapazundern wie Gerry Mulligan oder Louis Armstrong zusammentraf. Letzterer bewirtete ihn übrigens in seinem Haus, wobei er Salomon mit anzüglichen Witzen unterhielt.

In Österreich war Salomon ein Fixstern im Jazzgeschehen, dessen musikalisches Repertoire breit gefächert war. Er unterstützte Unterhaltungsmusikstars wie Peter Alexander und Udo Jürgens, war aber auch als Komponist sehr aktiv. So schrieb er u.a. Marianne Mendts erfolgreichstes Lied „Wia a Glock'n“. Vielen Österreichern täglich präsent war Salomons Komposition „Michoui“ in Form der darauf zurückgehenden Radiosignation von Ö3, die in den 70er- und 80er-Jahren eingesetzt wurde. Daneben spielte der Musiker in zahlreichen Bands wie beispielsweise der ORF Big Band, dem Orchester der Vereinigte Bühnen Wien oder der Vienna Big Band Machine.

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"Ich weiß gar nicht, wie ich dazu komme"

Als Mitinhaber des Jazzlabels Jive Music verantwortete Salomon Hunderte CD-Produktionen und wirkte als einer der wichtigsten österreichischen Arrangeure, beispielsweise für Toots Thielemans oder Toni Stricker. Seit den 60ern war der Saxofonist auch selbst auf unzähligen Aufnahmen zu hören, beispielsweise auf seinen zwei „Romantic Jazz“-Alben der Jahre 2000 und 2001. Als Anerkennung seines musikalischen Schaffens wurde Salomon 2004 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst verliehen, 2014 folgte das Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien. In seiner Dankesrede meinte er damals: „Ich weiß aber gar nicht, wie ich dazu komme. Ein Jazzmusiker ist ein Jazzmusiker.“

Sein Leben hat Salomon bereits 2013 im Buch „Jazz, Frauen, und wieder Jazz“ Revue passieren lassen. Die von Musikerkollege Horst Hausleitner mitverfasste Autobiografie dokumentiert den künstlerischen Werdegang, ist aber auch eine private Bilanz über Salomons Leben mit seinen Ehen und den zahlreichen weiteren Beziehungen. An Anekdoten fehlte es in diesem ereignisreichen Leben jedenfalls nicht. Für sein Lebenswerk wurde er 2017 mit dem Lifetime Achievement Award im Rahmen der Zawinul Foundation „Z“ Awards im Porgy & Bess geehrt.