Kultur

Jay-Z: Keine Geste ist zu groß

Es zeugt nicht eben von übertriebenen Selbstzweifeln, sein Album „Der Heilige Gral“ zu nennen.

Insofern beweist Jay-Z erneut ein recht gesundes Ego: Mit „Magna Carta Holy Grail“ meldete sich der Superstar des US-Hip-Hops zurück.

Und weil im Hip-Hop keine Geste zu groß ist, hat Jay-Z das Albumcover auch noch neben einer historischen Ausgabe der „Magna Charta“, des immens bedeutenden englischen Freiheitsdokuments, enthüllt.

Aber man kennt das ja: Hip-Hop kann ordentliche Spuren von Selbstbeweihräucherung, verbalem An-die-Brustklopfen und Neureichen-Attitüde beinhalten.

Status

Mit dem gewonnen Status um sich zu werfen, das fällt dem millionenschweren Ein-Mann-Unternehmen Jay-Z nicht schwer. Er kann ja längst all jene Insignien vorweisen, mit denen sich die Emporgekommenen so gerne nach unten hin absichern: teure Autos, eine berühmte Frau (Beyoncé), und bis vor Kurzem auch noch Anteile an einem Sportstadion in Brooklyn. Und er besingt offenbar auch gerne, wie überaus super sein Leben ist: „Holy Grail“ kann man, sollte man im Lotto gewinnen, gut als Einkaufsliste für die Gesamtheit der Statussymbole für Neureiche verwenden.

Aber der Rapper muss, der Glaubwürdigkeit wegen, auch immer und immer wieder die Geschichte seiner schwierigen Herkunft beschreiben. So ist der inhaltliche Spagat zwischen ehemaligem Dealer, nunmehrigem US-Superstar und dazu neuerdings noch sorgenvollem Vater ein breiter: Jay-Z sinniert etwa über die Zusammenhänge zwischen Sklavenschiffen und seiner Luxusyacht.

Um das restglaubwürdig unter einen Hut zu bringen, braucht es schon eine gewisse Artistik. Und das ist gut so: Denn diese inhaltliche Spannung verleiht dem Album eine überraschend nachdenkliche Note. Der Hip-Hop-Mogul ist auf der Suche – was man insbesondere daran merkt, dass er sich umso fester in der Popkultur verankert: Nirvana, REM, TV-Serien und Popsternchen Miley Cyrus schwirren in Jay-Zs Texten vorbei.

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Musikalisch ist es eines dieser typischen Produzenten-Alben geworden: Wahnsinnig abwechslungsreich ist „Magna Carta Holy Grail“, man schöpft beatmäßig und auch bei den Gaststars so sehr aus dem Vollen, dass die stilistische Breite kaum unter einen Hut zu bringen ist. Tanzbare Geradlinigkeiten wechseln sich mit fast verworrenen Stücken ab, bei denen Jay-Z ordentlich arbeiten muss, um sich rhythmisch durchzuschlängeln.

Aber auch Jay-Z muss Grenzen anerkennen: Das Album wurde noch vor dem Erscheinen von einem Handyhersteller als App vertrieben. Die sorgte dafür, dass es schon Platinstatus erreicht hatte, bevor es auf den Markt kam. Aber die App ging auch prompt wegen der großen Nachfrage in die Knie und zwang noch dazu die Benutzer zur Preisgabe von allerlei Daten, was vielen Fans ganz und gar nicht gefiel.

KURIER-Wertung: **** von *****

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