"Jakob Mustafa": Historisches ohne Kitsch
Von Peter Pisa
Fritz Schindlecker – der Niederösterreicher, der Texte für die Kabarettprogramme von Lukas Resetarits und Erwin Steinhauer schreibt – wird keine Freude haben, wenn hier im Zusammenhang mit seinem " Jakob Mustafa" auf die "Wanderhure"-Romane hingewiesen wird .
Aber es geschieht ja bloß, um den großen Unterschied herauszustreichen. Denn die süddeutsche Reihe ist schrecklich oberflächlich und sprachlich am Sand.
Und sieben Millionen "Huren"-Bücher wurden bisher verkauft ... Wieso nicht von "Jakob Mustafa"?
Schindleckers erster Roman kommt ja als typisch historischer daher. Man braucht sich also nicht zu fürchten. Nimmt man ihm übel, dass er dabei richtige Worte findet? Dass aus den Seiten kein Kitsch tropft? Und dass er Hass, Aberglaube, Dummheit vorführt?
Ein Jahr nach der Zweiten Türkenbelagerung wird, 1684, in der Nähe von Wien an der Donau ein Kind geboren – Sohn eines türkischen Offiziers, der längst abgereist ist. Es wird vom Pfarrer widerwillig getauft. Jakob heißt der kluge Bub, fast alle nennen ihn verächtlich Mustafa ... "Höhlenbewohner" haben s’ ihn aber nicht geschimpft. Die FPÖ war ja noch nicht erfunden.
KURIER-Wertung:
INFO: Fritz Schindlecker: „Jakob Mustafa – Das Vermächtnis des Chronisten“ Haymon Verlag. 432 Seiten. 12,95 Euro.