Kultur

Vielleicht war es Diebstahl, aber es zahlt sich aus

Auch der österreichische Schriftsteller Thomas Glavinic, der das Nachwort zu "Die jungen Leute" von J. D. Salinger schreiben durfte, führt die Faszination von "Der Fänger im Roggen" auf den Kampf mit den Werten der Elterngeneration zurück.

Bestimmt war es, ab 1951, befreiend, in einem Buch ungefähr 50-mal "fuck" zu lesen.

Ein sensibler junger Mann in einer schrecklichen Welt … verständlich, dass vom Hauptwerk des Amerikaners immer noch jährlich 250.000 Exemplare "weggehen".

Insgesamt sind mehr als 60 Millionen verkauft worden.

J. D. Salinger starb 2010 im US-Staat New Hampshire, 91 war er, und alle, die ihn kannten, sind sich einig: Er hätte sich angesichts der Wiederveröffentlichung der drei frühen Erzählungen, die Ende vergangenen Jahres in Amerika und diese Woche in der deutschen Übersetzung bei Piper erschienen sind, geärgert.

Verbot

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Er achtete sehr darauf, dass nichts Altes in Buchform publiziert wird. In den meisten Fällen erreichte er ein derartiges Verbot bis 2060.

Es mag unfair sein, in seinen Augen Diebstahl, aber – mit Verlaub – schön ist es schon, dass von Salingers insgesamt 21 in den 1940er-Jahren von kleinen Zeitschriften abgedruckten Kurzgeschichten jetzt zumindest drei den Weg in die Buchhandlungen gefunden haben. Ein dünner Band mit wenigen Worten ist es geworden. Hauptsächlich Atmosphäre.

Hauptsächlich sind es Dialoge, die nach Vorbild Hemingways umreißen, wer Edna und Eddie und "Süßer" sind.

Bloß eine uninteressante Plauderei auf einer Party, aber sofort spürt man, wie die jugendlichen Gäste ticken.

Nichts passiert, auch nicht im Streitgespräch zwischen Bruder und Schwester; und in der dritten Erzählung, wenn ein Mann in den Krieg zieht und seine Ehefrau bittet, sich um die leicht demente Tante mit ihrer Zwei-Cent-Briefmarkensammlung zu kümmern, dann ist auch nicht gerade der Bär los.

Große Liebe

Aber Türen gehen auf. Und Augen. Viel geraucht wird, und Frauen haben immer das Sagen.

Frauen haben bei J. D. Salinger immer das letzte Wort. Das entsprach ja der Wahrheit, als er die ersten Kurzgeschichten schrieb: Dem 21-Jährigen lief die große Liebe, die 15-jährige Oona O’Neill, davon – und heiratete den 51-jährigen Charlie Chaplin. Jedes Kind, das sie von ihm bekam, war für Salinger ein Stich ins Herz.

Oona bekam acht Kinder.

KURIER-Wertung: