Marina and the Diamonds: Primadonna ab jetzt ohne Glitzer-Kram
Die Perücke, die ich dafür trug, war der optische Ausdruck für: Ich mache dieses Projekt – aber nicht als ich!"
Marina Diamandis, die britische Sängerin mit griechischen Wurzeln, spricht von ihrem zweiten Album "Electra Heart". Dafür schrieb die 29-Jährige, die für ihr kantiges Alternative-Pop-Debüt von 2010 mit Kritikerlob überschüttet wurde, mit kommerziell orientierten Produzenten "Bubblegum Pop" auf den Spuren von Lady Gaga. Das Resultat: "Primadonna" wurde ein Riesen-Hit, aber Diamandis fühlte sich mit ihrem Sound nicht mehr wohl. Deshalb besinnt sie sich auf ihrem neuen Album "Froot" wieder auf ihre Indie-Wurzeln, klingt mehr nach Singer/Songwriter mit versponnenen Elektro-Arrangements und nur mehr punktweise nach Disco-Pop.
In dem Song "Solitaire" beschreibt sie, wie sie sich nach der Tour zu "Electra Heart" fühlte. "Ich hatte alles so satt", erklärt sie im KURIER-Interview. "Denn man behandelte mich als Pop-Star – so, als hätte ich kein Talent, als wäre ich total dumm. Speziell als Frau ist es immer noch eine immense Anstrengung, Leute davon zu überzeugen, dass du eine Künstlerin bist, und nicht die Marionette irgendeines alten Mannes, der hinter dir die Fäden zieht. Das hat mich zermürbt. Danach wollte ich monatelang niemanden sehen. In dem Song sage ich: Vergleicht mich nicht mehr mit diesem billigen Glitzer-Kram, ab jetzt mache ich alles alleine."
Dankbar
Doch bei allen Vorbehalten gegen die zweite Karriere-Phase ist Diamandis für die Erfahrung auch dankbar: "80 Prozent meiner Fans haben mich erst mit ,Primadonna‘ kennengelernt. Mein Publikum hat sich dadurch erheblich vergrößert."
Doch jetzt hat Diamandis zu neuem Selbstbewusstsein gefunden, weiß, dass sie den "Electra Heart"-Sound nie wieder machen will, und hat für "Froot" alles selbst geschrieben.
Damit sind auch die nachdenklicheren, kritischen Song-Inhalte zurückgekehrt. Die überzeugte Feministin singt über die Frauenbewegung, ihre Unsicherheiten und in "Immortal" über die Unsterblichkeit: "Die Idee dazu kam mir, als ich in Polen bei einem Kriegs-Mahnmal war, das die Gefallenen unsterblich machen soll. Denn ein bis zwei Mal im Jahr bekomme ich richtig Panik, wenn ich daran denke, dass ich sterben muss. Die Idee, dass man aber in den Erinnerungen seiner Familie und seiner Freunde weiterlebt, hat etwas sehr Tröstliches."