Kultur

Calexico: Von Azteken inspiriert

Irgendwie ist es schon ironisch", sagt Calexico-Frontmann Joey Burns. "Wir waren immer von mexikanischer Musik beeinflusst. Aber wir waren nur ein Mal für einen einen Auftritt bei einem Festival dort, nie für längere Zeit."

Das haben Burns und sein Partner, Drummer John Convertino, mit der kommenden Freitag erscheinenden CD "Edge Of The Sun" geändert. Mit einer Platte, die einmal mehr feinste Calexico-Kost bietet: Wunderschön verträumte Songs zwischen Indie-Pop, Country und Tex-Mex, manchmal mit wenigen akustischen Instrumenten und manchmal mit Bläsern üppig arrangiert.

Für die Kreativ-Session zu diesem achten Album zog sich US-Band in den Stadtteil Coyoacán in Mexico City zurück. "Unser Keyboarder Sergio Mendoza hatte die Idee, weil er dort Beziehungen zu Musikern hat", erzählt Burns im KURIER-Interview. "Das war wunderbar, denn das Viertel war immer schon ein Hot-Spot für die Bohème. Frida Kahlo und Diego Rivera haben dort gelebt."

Höchst inspirierend war Coyoacán für Burns auch, weil er sich leidenschaftlich für die Geschichte des amerikanischen Kontinentes interessiert, vor allem für die Kultur der Azteken, die einst dort beheimatet waren.

Faszinierend

"Ich finde ihre Gedanken und ihre Philosophie faszinierend. Wir wissen ja nicht sehr viel davon, weil das Meiste zerstört wurde. Auch in Coyoacán war das sehr deutlich: Ein paar Blocks von uns entfernt war eine christliche Kirche, die der spanische Eroberer Hernán Cortés genau auf dem Platz erbaut hatte, wo früher die Azteken ihre heiligen Zeremonien abhielten. So auf die Art: ,Ab jetzt müssen sie unseren Gott anbeten’. Die Spanier gingen da sehr entschieden vor."

Die Songs "Cumbia de Donde" und "When The Angels Played" sind direkt von dem Mexico-Aufenthalt inspiriert. Mit dem Instrumental "Coyoacán" haben Calexico dem Viertel sogar ein eigenes Denkmal gesetzt.

Und natürlich hat sich das Duo – immer offen für Kollaborationen – mit Carla Morrison für "Moon Never Rises" eine örtliche Sängerin ins Studio geholt. Auch auf fast allen anderen Tracks gibt es Gastauftritte. Mit dabei sind Neko Case, Gaby Moreno und der langjährige Calexico-Freund Sam Beam von Iron & Wine: "Irgendwie wurde es fast zu einer Mission, diesmal auf jedem Track einen Gast zu haben", sagt Convertino. "Wir sind Musiker und spielen einfach gerne mit anderen zusammen."

Dass die Themen der Songs diesmal düsterer als sonst sind, sagt Burns, liege einfach an der Zeit, in der wir leben. "Die Texte sind wie immer eine Kollage aus persönlichen Erlebnissen, äußeren Einflüssen – also dem was wir tagtäglich in den den News lesen – und imaginativen Storys. Meistens kreiere ich dafür fiktive Charaktere. Und die scheinen diesmal alle innezuhalten, einzuschätzen, was um sie herum vorgeht, und größere Zusammenhänge zu sehen – aber nie ohne den notwendigen Funken Hoffnung."

Wie das klingt, ist hier zu hören: