Kultur

Pyjamas, Paranoia und Clown-Outfits

Ein Spielzeug-Fernseher aus Plastik, bei dem die Bilder auf Papier am Schirm vorbeilaufen, nachdem man ihn aufgezogen hat. Das ist eines der "Instrumente", die die CocoRosie-Schwestern Bianca und Sierra Casady für ihr neues Album "Heartache City" gespielt haben.

Heute, Freitag, erscheint dieses sechste Opus, das – nicht nur mit den ungewöhnlich eingesetzten Spielsachen – eine Rückkehr zu den Anfängen des Duos bedeutet. Denn nach den satt arrangierten vorigen Platten bevorzugen die Amerikanerinnen dabei wieder reduzierte Klänge: Wenige Töne von Klavier oder Harmonium werden mit spärlichen Geräuschen von Alltagsgegenständen und der sprudelnden Poesie von Bianca gepaart.

Intim

"Bei den vorigen Alben haben wir uns in den Möglichkeiten der Technik verloren, mit vielen Schichten in den Arrangements gearbeitet", erklärt Bianca im KURIER-Interview. "Diesmal wollten wir uns beschränken, etwas ganz Intimes schaffen."

Was sich nicht geändert hat, ist die Grundausrichtung der Themen. Nach wie vor beschäftigen sich die beiden mit den Schrammen aus ihrer Jugend, mit Einsamkeit, Ängsten und Entfremdung– alles verpackt in fantasievolle, oft spielerische Storys.

Einzige Ausnahme "Tim And Tina": "Dafür habe ich versucht, die ehrlichste und wahrste Story über meine Eltern zu schreiben", sagt die 32-Jährige. "Aber in ,Lost Girls‘ geht es generell darum, dass es gefährlich ist, eine Frau zu sein. Ich habe das schon mit neun Jahren erfahren. Da musste ich mich in Kalifornien in Büschen verstecken, weil Männer wollten, dass ich in ihr Auto einsteige."

Deshalb engagiert sich Bianca auch in der Künstlergruppe "Future Feminists" – damit "die weiblichen Qualitäten als etwas anerkannt werden, das der Welt helfen kann, anstatt dass wir uns maskulin geben, um in der Politik und den Führungsebenen zu bestehen."

Ganz anders als an "Heartache City" ging Casady an ihr erstes Solo-Album heran. Bei dem noch unbetitelten Werk, das Anfang 2016 erscheint, widmet sie sich Verschwörungstheorien, Paranoia, Albträumen und "jeder Menge teuflischer Bilder".

"Ich hab keine Ahnung, woher das kommt", sagt sie. "Ich denke, dass ich mich damit gerade von einigen dunklen Flecken in meiner Seele befreie. Bei den Solo-Live-Shows mache ich deshalb das Gegenteil zu dem, was wir mit CocoRosie machen – eine Non-Performance. Ich trage kein Make-up. Und dazu einen alten Pyjama, der das neutralste Kleidungsstück ist, das ich mir vorstellen kann. Das ist keine inszenierte Clown-Welt, sondern das bin ich – quasi nackt."

Info: Bianca Casady und ihre Band C.i.A. treten am 19. 11. im Brut in Wien auf. Karten dafür gibt es unter www.brut-wien.at

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Zur Band: Von bizarrer Jugend geprägt

Kindheit Die Mutter von Sierra (34) und Bianca Casady ist Künstlerin, der Vater interessierte sich für Schamanismus und Aliens. Als die Töchter klein waren, trennten sich die Eltern. Die Mutter zog mit Bianca und Sierra von Iowa nach Kalifornien, New Mexico und nach Hawaii, weil sie ihnen diverse Kunst-Szenen zeigen wollte. Sie verbot ihnen das Fernsehen und Pop-Musik. In den Ferien waren die beiden mit dem Vater unterwegs, der durch die Wüste fuhr und Halluzinogene nahm. KarriereDas erste CocoRosie-Album „La maison de mon rêve“ erschien 2004. Seither hat das Duo fünf weitere Alben veröffentlicht und an Theaterprojekten mit Robert Wilson gearbeitet.

Die Mutter von Sierra (34) und Bianca Casady ist Künstlerin, der Vater interessierte sich für Schamanismus und Aliens. Als die Töchter klein waren, trennten sich die Eltern. Die Mutter zog mit Bianca und Sierra von Iowa nach Kalifornien, New Mexico und nach Hawaii, weil sie ihnen diverse Kunst-Szenen zeigen wollte. Sie verbot ihnen das Fernsehen und Pop-Musik. In den Ferien waren die beiden mit dem Vater unterwegs, der durch die Wüste fuhr und Halluzinogene nahm.

Das erste CocoRosie-Album „La maison de mon rêve“ erschien 2004. Seither hat das Duo fünf weitere Alben veröffentlicht und an Theaterprojekten mit Robert Wilson gearbeitet.