Kultur

Jazz statt Dubstep

Als "ersten Popstar des Dubstep" bezeichnete die britische Tageszeitung The Guardian Jamie Woon, als der 2011 sein Debüt "Mirrorwriting" veröffentlichte. Auch wenn Woon das als "irritierend" empfand – "Mirrorwriting" war geprägt von programmierten Sounds, war elektronischer Soul – mit poppigen Melodien.

Doch von diesem Sound hat sich der Londoner mit dem zweiten Album "Making Time" verabschiedet. Dabei ist alles handgemacht – gespielt von einer Band, in der jeder einzelne eine Jazz-Ausbildung genossen hat.

",Making Time’ ist wohl die Reaktion auf das erste Album", erzählt Woon im Interview mit dem KURIER. "Denn ich kann am Computer Musik produzieren, wenn ich muss. Aber es fällt mir nicht leicht."

Für das Debüt musste Woon als Newcomer viel selbst machen, hatte nicht das Geld, sich Studios oder Session-Musiker zu leisten. Ein Kompromiss, sagt er, sei das trotzdem nicht gewesen.

"Ich liebte instrumentalen Hip-Hop, DJ Shadow und Drum ’n’ Bass genauso wie Marvin Gaye. Und ich war auch gerne in den Dubstep-Clubs. Aber nicht oft, weil danach immer meine Stimme weg war, weil ich mich so in die Musik hinein gesteigert habe, dass ich drüber geschrien habe."

Der elektronische Soul-Sound des Debüts brachte den Hit "Lady Luck" hervor. Woon ging auf Tour, lernte versierte Musiker kennen. Und realisierte: "Wenn du einen tollen Drummer und einen tollen Bassisten hast, brauchst du keinen Computer!"

Verspielt

So bringt "Making Time" wieder soulige Pop-Songs. Die sind zwar in den Kompositionen besser, verspielen aber durch die Interpretation mit der Live-Band den innovativen Charakter, den Woons Debüt hatte.

Trotzdem steht Woon zu seinem "Pfeif auf die Elektronik"-Ansatz. Denn: "Ich komme aus der Singer/Songwriter-Ecke. Obwohl meine Mutter Musikerin ist, hat die mich erst interessiert, als ich mit 15 auf der Gitarre mein erstes Lied schrieb."

Mae McKenna, eine keltische Folksängerin, nahm den Junior zu Folk-Festivals mit. Auch ins Studio, wenn sie Backing Vocals für Pop-Produktionen sang. Nur nicht zu ihrer Michael-Jackson-Session: "Das ist so schade. Denn Michael war selbst dabei. Und er war das Idol meiner Kindheit."

Doch Woon hat auch selbst mit Szene-Größen gearbeitet. Er ging mit Amy Winehouse in die renommierte Brit School. "Sie war im Jahrgang unter mir, aber wir trotzdem befreundet. Deshalb hat sie mich für ein New-York-Konzert als Vorprogramm engagiert. Als sie berühmt wurde, habe ich sie aus den Augen verloren. Es war sehr traurig zu sehen, wie sie danach Teil einer ganz anderen, verrückten Karriere-Struktur geworden ist und ein Intensität gelebt hat, die sie zerstört hat."