Kultur

Atemberaubender Flug durchs Wurmloch in neue Welten

Hollywood zieht es wieder einmal in den Weltraum. Nachdem über "Gravity" von Alfonso Cuarón dieses Jahr ein wahrer Oscar-Regen niedergegangen ist, kommt nun, am 7. Oktober, Christopher Nolans Science-Fiction-Epos "Interstellar" in die Kinos. Ging es in "Gravity" um das Überleben einer Shuttle-Besatzung, steht bei Nolan die Zukunft der gesamten Menschheit auf dem Spiel.

Die Erde ist kein angenehmer Ort mehr. Sandstürme suchen sie heim, die Lebensmittelsituation verfinstert sich. Auch Cooper ( Matthew McConaughey) muss umsatteln. Statt der Expertise als Weltraumpilot sind Fähigkeiten als Farmer gefragt. Eher zufällig stößt der wissbegierige Witwer und Vater zweier Kinder inmitten von Maisfeldern auf eine geheime Weltraumbasis, die nach neuem Lebensraum im All forscht.

Es ist der alte Traum der Menschheit: In Räume vorzudringen, die kein Mensch zuvor gesehen hat. Cooper soll nun genau das tun. Durch ein nahe Saturn entdecktes Wurmloch pilotiert er ein kleines Team inklusive Bordroboter zu sonst unerreichbaren Planeten. Der Preis ist der Abschied von den Kindern, und die Ungewissheit, ob für Jahre oder für immer.

Durch die Raumkrümmung altert er langsamer. Als Murph (Jessica Chastain) einmal eine Nachricht absetzt, ist sie bereits beinahe genauso alt wie ihr Vater.

Bilder aus Nolans Weltraum-Epos

Alle Inhalte anzeigen

Lügengebäude

Schicksalsgenossin im All ist Amelia Brand (Anne Hathaway). Ihr Vater (Michael Caine) hat die waghalsige Mission begründet. Bevor " Interstellar" Gefahr läuft, zur wissenschaftlichen Abhandlung zu geraten, stürzen plötzlich Lügengebäude ein, was der Handlung ungeahnte Dramatik verleiht. Nolan, Meister der Wendungen, hat sein Gespür für subtile Spannung nicht verlassen. Beinahe drei Stunden nimmt er sich Zeit, um ein Jahrzehnte umspannendes Abenteuer glaubhaft entwickeln zu können. Es hat sich gelohnt.

Wieder griff Nolan auf bewährte Mitstreiter zurück. So ist Caine bereits seit "The Dark Knight" an Bord, Hans Zimmer lieferte erneut den Soundtrack, von Sphärenklängen bis lautstarker (Orgel-)Dramatik – kontrastiert mit, wie im Weltall üblich, absoluter Stille. Erstmals hingegen führte der Niederländer Hoyte van Hoytema ("Her") die Kamera. Die Reise zu Wasser- und Eisplaneten wirkt hyperrealistisch, während im letzten Drittel traumartige, visionäre Bilder dominieren. Die Zeitreisethematik wird visuell grandios umgesetzt.

Diese Qualitäten kannte man aus Nolans Filmen bereits. Dass der Schöpfer kühler Geniestreiche wie "Inception" nun noch dazu Mut zur Melodramatik beweist, ist neu. Er kommt seinen Figuren sehr nahe, lässt sie ausgiebig weinen – und Abschied nehmen.

(Peter Temel)

KURIER-Wertung:

INFO: "Interstellar". Sci-Fi-Drama. US/GB 2014. 169 Min. Von: Christopher Nolan. Mit: Matthew McConaughey, Anne Hathaway, Jessica Chastain, Wes Bentley, Michael Caine, Casey Affleck, Mackenzie Foy

Alle Inhalte anzeigen
Alle Inhalte anzeigen Alle Inhalte anzeigen
Alle Inhalte anzeigen Alle Inhalte anzeigen
Alle Inhalte anzeigen Alle Inhalte anzeigen Alle Inhalte anzeigen Alle Inhalte anzeigen Alle Inhalte anzeigen Alle Inhalte anzeigen Alle Inhalte anzeigen Alle Inhalte anzeigen Alle Inhalte anzeigen Alle Inhalte anzeigen Alle Inhalte anzeigen