In Ian McEwans Roman sind Männer unnötig (Roboter können's besser)
Von Peter Pisa
Adam gehört zu den ersten Robotern, die wie Menschen sind. Die ein Bewusstsein bekommen haben.
Man spürt seinen Herzschlag. Es sind nur Stromstöße. Man streichelt ihn, die Gummimischung fühlt sich wie warme junge Haut an. Sein Augenaufschlag funktioniert dank eines winzigen Unruhrädchens. Er atmet. Isst. Trinkt. Sein Penis kann erigieren.
Wenn der Roboter von ihm verfasste Gedichte vorliest, dann allerdings eher nicht.
Small Talk muss er noch lernen. Es wirkt nicht so gut, wenn er zum Zeitungsverkäufersagt: „Seit einiger Zeit denke ich über das Mysterium des Selbst nach.“
Vibrationen
Ian McEwan - Foto oben - hat Charlie zu unserem Erzähler gemacht.
Charlie, knapp über 30, erbte von seiner Mutter Geld, und weil das Elektronische seine Passion ist, leistet er sich Adam, einen von wenigen Exemplaren weltweit.
Eine Eva hätte er auch kaufen können.
Er wollte lieber Adam genau studieren.
Als Charlie mit seiner Freundin Miranda Streit hat, beginnt sie mit Adam eine Affäre.
Sie schrie ekstatisch.
Charlie hat es gehört.
Er soll sich nicht aufregen, sagt sie später zu ihm: Er wird doch wohl nicht auf so was wie einen Vibrator eifersüchtig sein!
Naja, Vibratoren haben halt kein Bewusstsein. Und können nicht dichten und im Garten Unkraut jäten ...
Das alles klingt recht lustig. Wenn’s so weitergeht, wäre es allerdings kein Roman von Ian McEwan (weltberühmt spätestens seit „Saturday“, 2005).
McEwan meint es ernst.
Es ist ein kluges Buch.
Nie gibt er Antworten. Er bringt die Moral, aber packt sie weg, wenn man nicht darauf einsteigen will.
Er stellt bloß zur Diskussion ... diesmal in einer anderen Wirklichkeit: Es ist 1992, England hat den Falkland-Krieg VERLOREN, die Beatles fanden wieder zusammen ...
McEwan, mittlerweile 70, sorgt für Unbehagen. Was bedeutet es, ein Mensch zu sein?
Und wenn Roboter menschlich sind und sich verlieben können, müssen sie denn dann nicht auch alle Menschenrechte haben?
Ian McEwan macht langsam aus „Maschinen wie ich“ ein Familiendrama. Charlie und Miranda wollen ein Kind adoptieren. Das ist der Maschine gar nicht recht. Sie wird sich etwas Böses einfallen lassen.
Zwar hat dieser Adam einen „Aus“-Schalter.
Allerdings war in der Boeing 737, die im März in Äthiopien abstürzte, die Software auch stärker als der Pilot.
Ian McEwan:
„Maschinen wie ich“
Übersetzt von
Bernhard Robben.
Diogenes Verlag.
416 Seiten. 25,70 Euro.
Erscheint am 22. Mai.
KURIER-Wertung: *****