Kultur

Hozier singt den Blues des 21. Jahrhunderts

Gleich mit seiner ersten Single hat Andrew Hozier-Byrne – kurz Hozier genannt – Aufsehen erregt. Nicht nur, weil er im Video zu "Take Me To Church" in beängstigenden Bildern das Thema der Angriffe auf Homosexuelle in Russland aufgreift und zeigt, wie ein maskierter Mob einen jungen Schwulen brutal hetzt. Der 24-Jährige Ire stellt mit diesem Song zugleich einen Sound vor, der Soul, Gospel und Blues mit Singer/Songwriter-Atmosphäre verbindet und entpuppt sich dabei selbst als toller Sänger wie auch als beachtlicher Songwriter.

Blues & Botschaft

Hierzulande erstmals live vorstellen wird Hozier diesen "21st Century Blues", wenn er beim heurigen FM4-Frequency Festival im VAZ in St. Pölten am Samstag eines der Tages-Highlights auf der Green Stage liefern wird. Denn der Musiker, der nach der Schule in Dublin auch kurz Musik studierte, klingt nicht nur gut, er hat auch viel zu sagen. Das Lieblingsthema ist – geprägt von der irischen Herkunft – die christliche Kirche.

"Ich bin zwar selbst nicht katholisch erzogen worden", erzählt er im KURIER-Interview. "Aber meine Eltern gingen auf eine katholische Schule. Sie haben am eigenen Leib Gewalt gegen Kinder erfahren, zu oft gesehen, wie Kindern gelehrt wird, sich zu schämen und sich schlecht zu fühlen. So häufig, dass sie nie wieder etwas mit dem Christentum zu tun haben wollten."

Auch wenn "Take Me To Church" klingt, als würde Hozier dabei speziell die Haltung der Kirche zur Homosexualität anprangern, sieht er den Text viel allgemeiner. "Natürlich hat die Kirche eine starke Meinung dazu, wer wen und wie lieben darf und soll. Aber es wird immer Organisationen geben, die untergraben und beurteilen, was es bedeutet und beinhaltet, Mensch zu sein. Dagegen richtet sich der Song. Und das, was in Russland abgeht, habe ich schon länger verfolgt – diese organisierten Attacken auf Mitglieder der Schwulen-Gemeinde, die Gesetze, die Leute davon abhalten sollen, auch nur darüber zu sprechen, welche Rechte Schwule haben. Weil das ein gerade aktuelles Beispiel dafür ist, haben wir das Video so gestaltet."

Gegen Gepflogenheiten

"Take Me To Church" ist aber bei Weitem nicht der einzige Song auf dem im September erscheinenden Debüt-Album, in dem Hozier auf dieses Thema eingeht. In "Foreigner’s God" singt er davon, dass er sich in seiner geliebten Heimat wie ein Alien fühlt, weil er sich mit vielen kulturellen Gepflogenheiten in der patriarchalischen Gesellschaft, mit dem Frauenhass, der Darstellung von Männern und Frauen in den Medien, nicht anfreunden kann.

"In unserer Kultur – und nicht nur in der irischen, sondern in der westlichen im Allgemeinen – pflanzen sie dir von klein auf Ideen ins Hirn, die sich falsch anfühlen", sagt er. "Ich würde nicht so dramatisch sein, zu sagen, dass das in meiner Jugend passiert ist. Aber ich merke an mir, dass ironischerweise die Konsequenz von Hunderten von Jahren dieser christlichen Indoktrinierung die ist, dass man sich an Gott nur mehr erinnert, wenn man leidet und Hilfe braucht."

Dass sich noch in anderen Songs viele religiöse Referenzen finden, sagt Hozier, liege auch an seinen musikalischen Einflüssen. "Mein Vater war Drummer in einer Blues-Band, und seit ich denken kann, waren immer Musiker bei uns im Haus, mit denen er gespielt hat. So habe ich Robert Johnson, Delta- und Chicago-Blues, aber auch Gospel in die Wiege gelegt bekommen. Und dabei geht es auch sehr oft um Gott, den Himmel oder den Tod."

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Die 14. Auflage des Alternative-Rock-Festivals findet heuer wieder im VAZ St. Pölten statt, diesmal aber an vier Tagen. Start ist am Mittwoch, den 13. August mit einem Warm-up-Tag, an dem nur die Space Stage bespielt wird. Danach geht es wie gewohnt von Donnerstag bis Samstag auf je drei Bühnen im Day- und Night-Park weiter.

Mittwoch, 13. August:

Highlights des Tages sind Conor Oberst, Macklemore & Ryan Lewis, Bastille, Chloë Howl

Donnerstag, 14. August:
Milky Chance, Imagine Dragons, Queens Of The Stone Age (Space Stage); Woodkid, Snoop Dogg und Jan Delay (Green Stage); maschek (Weekender Stage)

Freitag, 15. August
Crystal Fighters, Bela B., Lily Allen und Skrillex (Space Stage); NOFX und Babyshambles (Green Stage); Roland Düringer (Weekender Stage)

Samstag,16. August
Editors, The Kooks, Placebo (Space Stage); Hozier, Gogol Bordello, Travis, Parov Stelar Band (Green Stage); Helge Schneider (Weekender Stage)