Kultur

Trotz Super-Hit kein Sportauto

1300 Einwohner hat Mellau im Bregenzerwald. Idyllisch ist der Ort – nicht reich, aber friedlich und ruhig. Kein Wunder, dass es Aufsehen erregte, als vor einigen Monaten ein Lamborghini vor dem Gasthaus parkte. Der Wirt wusste sofort, wem der gehört: "Dem Bartholomäus!"

Bartholomäus Natter, Sänger, Trompeter und Beatboxer des Holstuonarmusigbigbandclub, kurz HMBC, konnte darüber nur lachen. Klar, 2010 hatte die Band mit "Vo Mello bis ge Schopporno", einer humorvollen Erinnerung an einen Gewaltmarsch von Mellau bis Schoppernau (und den daraus resultierenden schmerzenden Füßen), einen Riesen-Hit. Doch so reich, dass es für einen Lamborghini reicht, sind die Vorarlberger damit auch nicht geworden.

Vorurteile

"Das Auto war von einem Cousin meines Vaters", erklärt Natter im Interview mit dem KURIER. "Der ist Chemiker, hat in den USA Karriere gemacht und Patente auf bekannte Medikamente. Er hatte sich den Lamborghini geliehen. Aber, dass der Wirt ihn mir zutraute, war so typisch für all diese Vorurteile, mit denen wir nach dem Hit konfrontiert waren."

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Auch Frontmann Philipp Lingg, der mittlerweile in Wien lebt und studiert, erlebte Ähnliches: "Nicht nur einmal bin ich in der U-Bahn gefragt worden, ob mir die Füße weh tun. Und ich musste meine Telefonnummer wechseln, weil viele meinten: Jetzt hat er Erfolg, jetzt soll er mich mit hinaufhieven."

In mehreren Songs der neuen CD "Hearad" nimmt der HMBC sehr humorvoll auf diese Ereignisse Bezug – genauso aber auf die Schönheit des Ländle, auf die Gewohnheiten der Facebook-Fans und Leute, die die Bregenzer Ache einzäunen, weil "sie uns nicht zutrauen, dass wir auf unsere Kinder aufpassen und selbst verhindern, dass sie reinfallen".

Musikalisch aber geht der HMBC mit "Hearad" einen Schritt weiter: Die Volksmusik-Elemente sind in den Hintergrund getreten, die Songs sind mit viel Beatboxing rhythmischer, der Gesang ausgereifter. Für Natter ein Resultat, der vielen Live-Auftritte in den vergangenen vier Jahren: "Wir sind dadurch als Band kompakt geworden."

Gründung
Philipp Lingg, Bartholomäus Natter, Andreas Broger, Stefan und Johannes Bär fanden sich 2003 mit dem Ziel zusammen, traditionelle Volksmusik aus Vorarlberg mit Elementen aus Jazz, Reggae, Funk und Hip-Hop zu vereinen.

Erfolge
Nachdem der HMBC zwei Alben mit Coverversionen von Schlagern veröffentlicht hatte, gelang 2010 mit „Vo Mello bis ge Schoppornou“ der Durchbruch.

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