Hollywoods heimliche Superhelden
Von Karl Oberascher
Sie sind so etwas wie die stillen Blockbuster-Garanten Hollywoods. Zehn Drehbücher haben Christopher Markus und Stephen McFeely seit 2004 gemeinsam verfasst. "Die Chroniken von Narnia" stammen von dem Autorenduo, auch "Captain America" oder "Thor". Samt und sonders Filme mit einem Produktionsbudget weit jenseits der 50-Millionen-Dollar-Marke und Einspielergebnissen, die in die Milliarden gehen. Blockbuster eben.
"Captain America 2: The Return of The First Avenger" konnte zuletzt auch bei den Kritikern reüssieren. Der von der Comic-Schmiede Marvel produzierte Film verband die Superhelden-Geschichte mit einer kaum verhohlenen Kritik am Überwachungswahn der US-Geheimdienste. Mit dem KURIER sprachen Christopher Markus und Stephen McFeely über die ungebrochene Faszination der Superhelden und erklärten, weshalb diese auch in Zukunft vor allem die Hollywoodstudios retten.
KURIER: Wie macht man einen Blockbuster?
Christopher Markus: Indem du nicht versuchst, einen zu machen. Auch in Blockbustern geht es vor allem um die Charaktere. Und wenn sich daraus Episches ergibt, umso besser. Aber ohne diese Basis wäre es nur eine Ansammlung von Spezialeffekten. Superhelden sind da eben besonders starke Charaktere.
Die vielen Fortsetzungen werden Hollywood oft auch vorgeworfen. Bei Comicverfilmungen scheint das nicht zu stören.
Stephen McFeely: Es ist einfach der Zeitgeist. Früher haben die Studios zwei Western pro Monat rausgehaut. Jetzt sind es eben Filme über Superhelden. Entscheidend dabei ist der technologische Fortschritt. Vor 20 Jahren wären solche Filme schlichtweg nicht möglich gewesen.
Markus: Es ist tatsächlich erstaunlich, dass ein einziges Narrativ seit 60 Jahren erzählt werden kann. Das mag mitunter lächerlich wirken und muss auch nicht immer Sinn ergeben. Aber das ist wirklich einmalig.
"Captain America 2" ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch überraschend politisch.
Markus: Wir leben einfach in einer politischen Welt. Und Captain America war dazu auch immer schon stark politisch geprägt. In den 70ern gegen das "Secret Empire". Jeder wusste damals, dass Präsident Richard Nixon damit gemeint war.
McFeely: Außerdem macht Marvel mittlerweile so viele Filme, dass wir einen Weg finden mussten, die Superhelden voneinander zu unterscheiden. Es kann nicht immer nur "Superheld mit Superkräften" kämpft gegen "Bösewicht mit Superkräften" heißen. Da bekommt das Publikum doch Kopfweh und schaut stattdessen romantische Komödien.
Marvel will aus Donnergott Thor künftig eine Frau machen. Ein Zeichen, dass Comics und die Verfilmungen wieder gesellschaftskritischer werden?
McFeely: Vielleicht. Es wäre natürlich super, wenn wir hier einen neuen Trend gestartet hätten.
Markus: Zu den Comics muss ich sagen, dass ich vor allem die Methode interessant finde, wie man neue Charaktere einführt, ohne dabei die etablierten Helden zu vernachlässigen. Es ist einfach eine schlaue Art, die Geschichten frisch zu halten.
Steven Spielberg kritisierte vergangenes Jahr die Strategie der Studios, auf einige wenige Blockbuster zu setzen. Hat Hollywood in Sachen Innovationskraft gegenüber dem Fernsehen verloren?
Markus: Also, was jedenfalls stimmt, ist, dass das Fernsehen noch nie so spannend war. Vor allem, weil es noch nie so viele Kanäle dafür gab. Was Netflix (Anm.: online Videothek) macht, ist zum Beispiel ja auch Fernsehen, man braucht aber keinen Fernseher dafür, um es zu schauen. Die TV-Sender können ihr Geld also auf unterschiedliche Weise verdienen. Teure Kinofilme sind da einfach viel schwieriger zu finanzieren.