Kultur

Hollywood half den Nazis

Die KollaborationHollywoods Pakt mit Hitler“ heißt das Buch, und eigentlich kommt es erst im Oktober auf den Markt. Doch das, was von seinem Inhalt vorab publik wurde, untergräbt einige Säulen im Selbstverständnis der US-Filmindustrie: Der Forscher Ben Urwand von der Harvard University argumentiert nämlich, dass sich die großen US-Filmstudios gegenüber Nazi-Deutschland allzu freundlich verhielten, um ihren Absatzmarkt in Deutschland aufrechtzuerhalten.

MGM und 20th Century Fox produzierten während des Krieges etwa Propaganda-Nachrichten für den deutschen Markt, erklärt Urwand; die Produktion NS-kritischer Filme unterblieb, während US-Streifen wie „The House of Rothschild“ (1934) so vor Antisemitismus strotzten, dass Teile davon im Nazi-Machwerk „Der ewige Jude“ (1940) verwendet wurden.

Im Westen ...

Den Ursprung der „Kollaboration“ datiert der Forscher noch vor die Machtergreifung der Nazis: 1930 wurde die Premiere des Film „Im Westen nichts Neues“ von SA-Trupps gestört, in der Folge wurde der Film als wehrkraftzersetzend verboten. Doch ein Jahr später vereinbarte Carl Laemmle, Chef von Universal Pictures, dass er Einschnitte in den Film nach deutschen Vorgaben akzeptieren würde – und zwar nicht nur bei Kopien für deutsche Kinos, sondern weltweit. Ungeachtet dessen setzte sich Laemmle später massiv für jüdische Flüchtlinge ein.

In der New York Times äußerten Forscher Zweifel, ob es seriös sei, das Verhalten Hollywoods als „Kollaboration“ zu bezeichnen. Doch laut Urwand hatte der Kuschelkurs der Studios, die selbst oft von Juden geleitet wurden, massive Auswirkungen auf die gesamte US-Filmproduktion der 1930er-Jahre: Jüdische Charaktere kamen praktisch nicht mehr vor, Inhalte wurden mit einem Nazi-Konsul abgestimmt. 1939 luden die Studios deutsche Journalisten – darunter einen Redakteur des Völkischen Beobachter – nach Hollywood ein.

Als „dunkelsten Punkt“ bezeichnet Urwand ein neu entdecktes Dokument aus dem Jahr 1938, aus dem hervorgeht, dass das Studio MGM Rüstungsproduktionen in Österreich und dem Sudetenland finanzierte. Es war der Teil eines Deals, der es der Firma erlaubte, Profite aus deutschen Kinos zurück in die USA zu bringen.