Kultur

Helmut Dietl: Seine Figuren sind Bayerns inoffizielles Weltkulturerbe

Der Gedanke an den Tod habe ihn seit seiner Kindheit begleitet, gestand er einmal: "Ich bereite mich seit meiner Geburt auf den Tod vor."

Sein Abschiedsinterview gab der Agnostiker vor zwei Jahren der Zeit. Helmut Dietl, der Kettenraucher, wollte nur ein Mal über seine Krebserkrankung reden, der er am Montag mit 70 Jahren erlegen ist.

Er war der "melankomischste" Filmemacher Bayerns. In Filmen wie "Schtonk!" und "Rossini" hat er die Medienwelt karikiert. Was er hinterlässt, ist längst Bestandteil des inoffiziellen bayerischen Weltkulturerbes.

Dabei habe er "letztlich im weitesten Sinn immer über eigene Erfahrungen berichtet", sagte Dietl. Mit den "Münchner Geschichten" hat er sich 1974 einen Namen gemacht.

Wirklich bekannt wurde Dietl 1983 mit der TV-Serie "Monaco Franze" um einen Kriminalkommissar und Lebemann um die 50, gespielt von Helmut Fischer. Das Drehbuch schrieb er mit Patrick Süskind, aber erfunden habe er die Figur "quasi aus Heimweh" in Los Angeles: "Die letzte Person aus meinen Filmen, die ich wirklich gemocht habe, war der Monaco Franze."

München bei Nacht. Die vielen Frauen sind schön. Bei deren Anblick sagt der ewige Stenz einen Satz für die Ewigkeit. "A bisserl was geht immer." Im Traum hat Dietl diesen Satz erdacht, einer von vielen Geniestreichen des Regisseurs, der wie kaum ein anderer in Deutschland Humor so leicht und zugleich tiefsinnig inszenieren konnte.

Die Filme und Serien von Dietl

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Baby Schimmerlos

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Unvergesslich ist Dietl durch "Kir Royal" (1986), die Satire über den Klatschreporter Baby Schimmerlos und die Münchner Schickeria – mit Franz Xaver Kroetz, Senta Berger und Dieter Hildebrandt. Die Serie, erneut mit Süskind konzipiert, wurde mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.

Sein Werk: Vier Serien, sechs Filme, fast alle erfolgreich, einer – "Schtonk!" – beinahe Oscar-gekrönt.

Und er, der sagte: "Wenn ich den Hauptdarsteller nicht weiß, geht gar nix", hätte noch so viel vorgehabt.

In seinem letzten – nicht mehr realisierten – Film – Arbeitstitel "Ich freu mich, wenn es regnet", ein Karl-Valentin-Zitat, das so weitergeht: "... weil wenn ich mich nicht freu, regnet’s auch" – hätte Josef Hader die Hauptrolle spielen sollen.

Denn ihn fand er im Fernsehzweiteiler "Der Aufschneider" so "wahnsinnig komisch". Es wäre dabei um einen Pessimisten gegangen, der noch dazu ein Depressiver ist, und um die Beziehung zu seiner Frau, die weitgehend optimistisch und tatkräftig ist ...

TV-Tipp in memoriam: ORF 2 ändert nach dem Tod Helmut Dietls sein Programm und zeigt ab 4. April, jeweils Samstag in Doppelfolgen um 13.15 und 14.05 Uhr, die insgesamt zehn Episoden der legendären Kultserie "Monaco Franze". Auch der "Kulturmontag" würdigt den Regisseur und Drehbuchautor am Montag, 30.3., um 22.30 Uhr in ORF 2.