Rowling: Phantastische Einnahmen und wo sie zu finden sind
Von Georg Leyrer
Bemühen muss sie sich ja eigentlich nicht mehr. Mit dem Zauberlehrling Harry Potter hat Joanne K. Rowling mehr Geld verdient, als ganz Hogwarts jemals ausgeben könnte. Und sie hat unterwegs so ziemlich jeden Rekord gebrochen, den es in der Literaturwelt gibt.
400 Millionen Bücher hat sie verkauft – es sind die bestverkaufenden Bücher der bisherigen Geschichte. Rowling hat als erster Mensch überhaupt mit schriftstellerischer Arbeit mehr als eine Milliarde Dollar verdient (wovon sie eine beträchtliche Summe bereits für gute Zwecke gespendet bzw. gestiftet hat). Der Markenwert des Potter-Universums wird auf 15 Milliarden Dollar geschätzt.
Nummer eins
So hat Rowling nicht nur viele Kinder mit Harry Potter zum Lesen gebracht (das alleine ist schon sensationell). Sie sorgt derzeit auch dafür, dass viele Menschen erstmals ins Theater gehen, die das sonst vielleicht nie getan hätten. In London ist "Harry Potter and the Cursed Child" auf der Bühne zu sehen, eine Geschichte rund um die Kinder von Harry Potter und Draco Malfoy.
Der Erfolg des Stückes ist ein willkommener Impuls für die Bühnen, denen junges Publikum gemeinhin nicht gerade die Türen einrennt. Und wo andere darum kämpfen müssen, halbwegs über die Runden zu kommen, verdient Rowling gutes Geld: Das Theaterstück kam nach der Premiere als Buch heraus – und wurde das erste Stück, das jemals Nummer eins der deutschen Bestsellerliste war.
Aber Rowling begegnet dem jungen Publikum auch dort, wo es sich wohler fühlt. Online nämlich. Schon 2011 rief Rowling ihre Webplattform Pottermore.com ins Leben, und die ist immer noch die bestlaufende Plattform zu einem literarischen Werk. Hintergrundinfos, eine Fan-Community und neue Geschichenhäppchen rund um die Zauberwelt erzielten bis zu 18 Millionen Zugriffe am Tag (!). Selbst bei den miserablen Online-Werbepreisen kam da Erkleckliches zusammen: 2014 verzeichnete man mit 40 Mitarbeitern 19 Millionen Dollar Gewinn; fast fünf Millionen Dollar kamen allein durch eBook-Verkäufe herein.
2015 aber folgte ein großer Einbruch inklusive Verlusten und Entlassungen, der dem Ende eines lukrativen Deals mit Sony geschuldet war. Aber Rowling, die ein außergewöhnliches Maß an Kontrolle über alle Aspekte des Potter-Universums ausübt, hat die Trendwende geschafft: Viele der interaktiven Features wurden abgedreht, man konzentrierte sich auf Verkäufe auch über andere Plattformen. Seitdem, und dank des Erfolges des Theaterstückes, geht es wieder rasant aufwärts.
Neuer Film
Das wird sich dieser Tage nun verstärken: Denn mit "Phantastische Tierwesen & wo sie zu finden sind" kommt ein neuer Film aus der Welt von Harry Potter in die Kinos, der erste von fünf geplanten neuen Streifen. Die neue Serie erzählt Geschichten aus der Zeit vor Harry Potter – und erschließt zugleich einen neuen Markt: Von England, wo Hogwarts steht, geht es in die USA. Im New York der ’20er-Jahre sind magische Wesen aus einem Koffer entwischt. Der britische Zauberer und Fabelwesen-Experte Newt Scamander (gespielt von Oscar-Preisträger Eddie Redmayne) will sie mit Hilfe von Porpentina Goldstein (Katherine Waterston), einer Angestellten der amerikanischen Magiervereinigung, wieder einfangen. Die Wesen lösen Chaos aus und alarmieren die nicht-magischen Bürger.
Die Filme, so lässt sich voraussagen, werden nicht ganz an die finanziellen Erfolge der Original-Potterverfilmungen herankommen. Die nahmen insgesamt 7,3 Milliarden Dollar an der Kinokassa ein. Und dennoch werden auch die "phantastischen Tierwesen" fantastische Einnahmen bringen. Auf Pottermore.com gibt es bereits neue Geschichten aus Amerika zu kaufen, natürlich auch ein echtes Buch und allerlei Merchandise-Artikel.
Und es ist auch ein neuerlicher Anschub für Harry Potter selbst zu erwarten, mit erwachsen gewordenen Fans, die, inspiriert vom neuen Film, wieder zur wichtigsten Buchserie ihrer Kindheit greifen wollen.
Ein Analyst hat deshalb laut britischen Medien etwas fast Magisches vorhergesagt: Harry Potter dürfte in Zukunft sogar lukrativer sein als während des großen Hypes der Nullerjahre.