Kultur

Haneke und Waltz gewinnen bei Golden Globes

Die zwei österreichischen Nominierten bei der Golden-Globe-Gala haben es geschafft: Sowohl Christoph Waltz als auch Michael Haneke konnten ihren Erfolg von 2010 wiederholen und die Auszeichnung der Hollywood-Auslandspresse entgegennehmen.

Waltz musste nicht lange warten: Der Globe für die beste Nebenrolle, den er für seinen Kopfgeldjäger King Schultz in dem Western "Django Unchained" von Quentin Tarantino (der Regisseur erhielt überraschend den Drehbuchpreis) erhielt, war der erste Preis, der im Beverly Hilton Hotel vergeben wurde. “Ich habe das nicht erwartet. Als mein Name aufgerufen wurde, haben meine Knie nachgegeben. Es ist unglaublich", meinte der 56-jährige Wiener, dessen steile internationale Karriere mit Tarantinos "Inglorious Basterds" begonnen hatte, bei den Backstage-Interviews. Auf der Bühne bedankte er sich vor allem bei Regisseur Quentin Tarantino (Globe fürs beste Originaldrehbuch) - mit einem Filmzitat: "Der Nordstern, das ist dieser Kerl!"

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Eineinhalb Stunden später war Michael Haneke (70) dran, der sich mit seinem französischsprachigen Altersdrama "Amour" (Liebe) gegen den französischen Hit "Ziemlich beste Freunde", den norwegischen Historienfilm "Kon-Tiki", dem Cannes-Konkurrenten "Der Geschmack von Rost und Knochen" von Jacques Audiard sowie dem dänischen Film "Die Königin und der Leibarzt" durchsetzen konnte. Den Golden Globe für den besten nicht-englischsprachigen Film überreichten Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger, die beide Scherze über ihr schlechtes Englisch machten, das sie für diese Kategorie prädestiniere. "Ich habe nie gedacht, dass ich eine Auszeichnung in Hollywood von einem Österreicher bekomme", lachte Haneke und bedankte sich vor allem bei seinen Hauptdarstellern Jean-Louis Trintignant und Emmanuelle Riva: "Ich denke, ohne sie würde ich nicht hier sein. Und wenn dieser Preis in meiner Hand ist, glaube ich: Der Sockel ist vielleicht für mich und mein Team - aber der goldene Globus ist für diese überaus fantastischen Schauspieler."

Die Gewinner der Golden Globes

Die zum 70. Mal verliehenen Trophäen des Verband der Hollywood-Auslandspresse (HFPA), brachten einige Überraschungen und einen klaren Verlierer: Steven Spielbergs Historiendrama "Lincoln" hatte sieben Gewinnchancen, holte am Ende aber nur eine einzige Trophäe für Drama-Hauptdarsteller Daniel Day-Lewis in der Rolle des früheren US-Präsidenten Abraham Lincoln. US-Regisseur und Schauspieler Ben Affleck gewann mit seinem Politthriller "Argo" (dem Eröffnungsfilm der vergangenen Viennale) dagegen nicht nur den Globe-Hauptpreis für das beste Filmdrama, sondern auch den Globe als bester Regisseur. Für Doubles sorgten auch die Österreicher Michael Haneke und Christoph Waltz. Beide konnten ihren Triumph von 2010 wiederholen und können nun optimistisch auf die am 24. Februar zur Vergabe anstehenden Oscars blicken, wo sie (Hanekes "Amour" gleich fünffach) ebenfalls nominiert sind.

Einer der ersten und besten Witze des Abends kam von Amy Poehler und ging auf Kosten der für "Zero Dark Thirty" nominierten Regisseurin Kathryn Bigelow, die 2010 mit "Hurt Locker" als erste Frau einen Oscar für die Beste Regie gewann: "Ich habe die Diskussionen zu Kathryn Bigelows Film 'Zero Dark Thirty' nicht mitbekommen, aber wenn es um Folter geht, vertraue ich der Frau, die drei Jahre lang mit James Cameron verheiratet war." Tina Fey erzählte wiederum, dass Meryl Streep nicht anwesend sein könne, weil sie an Grippe erkrankt war. "Aber sie ist wahnsinnig gut darin" sagte Fey und spielte damit darauf an, dass Streep wohl sogar eine Grippeerkrankung sensationell spielen könnte.

Faymann gratuliert

Kurz vor halb sechs Uhr früh trafen bereits Gratulationen des österreichischen Bundeskanzlers Werner Faymann (S) ein: "Michael Haneke gehört nicht erst jetzt zu den bedeutenden Protagonisten seiner Branche. Aber durch eine solche Auszeichnung muss nun wirklich jedem klar sein, dass er in einem Atemzug mit den ganz großen Filmschaffenden zu nennen ist", hieß es in seinen Aussendungen. Und: "Ich freue mich sehr, dass die schauspielerische Leistung von Christoph Waltz in 'Django Unchained' mit einem so prestigeträchtigen Preis gewürdigt wurde."

Während "Argo" und "Django Unchained" je zwei Trophäen einheimsen konnten und der meiste Applaus des Galaabends dem Ex-Präsidenten Bill Clinton und der Gewinnerin des Cecil B. DeMille Ehrenpreises für ihr Lebenswerk, Hollywoodstar Jodie Foster, galt, gewann Tom Hoopers Filmmusical "Les Misérables" gleich drei Golden Globes - in der Sparte "Musical/Komödie" siegte der Film ebenso wie die Darsteller Hugh Jackman und Anne Hathaway. Beste Schauspielerin in einem Filmdrama wurde Jessica Chastain ("Zero Dark Thirty"). Die britische Sängerin Adele (24) holte mit dem Bond-Titelsong "Skyfall" den Golden Globe für den besten Filmsong. Und schließlich gingen je zwei der insgesamt 25 Kategorien auch an die TV-Serien "Homeland" und "Girls".

"Danke, vielen Dank, meine Damen und Herren der Hollywood-Auslandspresse für diese Auszeichnung. Es ist außergewöhnlich. Und, Quentin, Du weißt, dass meine Schuld Dir gegenüber und meine Dankbarkeit keine Worte kennen. Ich meine, Du hast mir diese Rolle anvertraut und mich auf diese Reise mitgenommen... Tatsächlich ist das (der Golden Globe, Anm.) ein gutes Symbol für eine Reise. Also kann ich meinen Reisegefährten danken: Jamie Foxx, Leo DiCaprio und Sam Jackson, Kerry Washington und Harvey Weinstein, Amy Pascal und Stacey Sher, Richard Hudlin, Pilar Savone und Adam Schweitzer, Lisa Kasteler. Und ich habe zwei Leuten zu danken, Bill Clark und Jeff Dashnell. Sie haben mir aus einer ziemlichen Klemme geholfen und mich buchstäblich wieder in den Sattel gesetzt. Und diese Reise war unglaublich. Um einen Satz meiner Figur auszuborgen, falls zufällig Astronomie-Aficionados unter Ihnen sein sollten: Der Polarstern ist es! Ta‐da!"

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Bestes Filmdrama: "Argo"

Beste Komödie oder bestes Musical: "Les Miserables"

Bester ausländischer Film: "Amour" (Liebe) (Frankreich, Deutschland, Österreich)

Beste Regie: Ben Affleck ("Argo")

Bestes Drehbuch: Quentin Tarantino ("Django Unchained")

Bester Schauspieler in einem Filmdrama: Daniel Day-Lewis ("Lincoln")

Beste Schauspielerin in einem Filmdrama: Jessica Chastain ("Zero Dark Thirty")

Bester Schauspieler in einer Komödie oder einem Musical: Hugh Jackman ("Les Miserables")

Beste Schauspielerin in einer Komödie oder einem Musical: Jennifer Lawrence ("Silver Linings Playbook")

Bester Nebendarsteller: Christoph Waltz (“Django Unchained”)

Beste Nebendarstellerin: Anne Hathaway ("Les Miserables")

Beste TV-Serie: "Homeland"

Beste TV-Serie (Komödie oder Musical): "Girls"