Kultur

Großer Jubel für "Lotti und Lilya"

Großer Jubel über die Tragikomödie "Lotti und Lilya" von der TV-Drehbuchautorin Katrin Ammon, eine Uraufführung und Eigenproduktion des Stadttheaters Walfischgasse. Elfriede Irrall und Julia Gschnitzer spielen Frauen im Herbst ihres Lebens. Ohne falschen Ton. Ohne falsche Geste. Und auf Augenhöhe. Es ist ein berührender Abend für zwei große Schauspielerinnen.

Im von Mathias Lefevre mit viel Liebe zum Detail inszenierten Kammerspiel treffen Ehefrau und Geliebte am Grab von Benno Hirsch aufeinander – jenes Mannes, der lange Jahre libidinös mehrgleisig unterwegs war.

Auf die eigene Erinnerung kann sich, weil von Liebe und Hass, Wut und Enttäuschung geprägt, niemand verlassen. Die Wahrheit ist auch nur eine Frage der Perspektive. Aber die Frage aller betrogenen Frauen gleich: Wie konnte er mir das antun?

Die jüdische Ehefrau Lilya und die katholische Geliebte Lotti rechnen ab: Die unscheinbare "meschuggene Strickliesl" war glücklich, wenn er – ihr Ein und Alles, ein Mann ohne Makel – glücklich war. Die resolute und desillusionierte Witwe mit den einst "schönsten Beinen von Triest" hat ihren Mann früh durchschaut und ist "erst richtig glücklich, seit er tot ist", der "Mistkerl".

Die "unpraktische, eigensinnige Frau, die Bücher liest und große Träume hatte" weiß: "Das Leben ist vorbei, ehe man sich entschieden hat. Und am Ende glotzen einem die verpassten Möglichkeiten ins Gesicht."

Nach allerlei würzigen Wortgefechten, die Lacher provozieren, gibt’s doch Versöhnliches. Und wenn die Lebenden am Ende über die Toten und über sich selber lachen können, dann ist das auch ein Happy End.

KURIER-Wertung: ***** von *****