Grissemann und Stermann: Pointenschleuderer am Last-Minute-Trip
Dirk Stermann ist so nervös wie vor 30 Jahren: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das irgendwer lustig findet, was wir da machen. Aber entscheidend ist, dass die Leute, die sich Karten kaufen, es lustig finden wollen."
Kommentar zum neuen Programm von Stermann & Grissemann "Gags, Gags, Gags!" kurz vor der Vorpremiere in Innsbruck (Wien-Premiere: 23. 3. im Globe Wien): "Wir proben nicht, wir schreiben noch."
Nur vage angekündigt ist ein Sammelsurium "aus feiner Beschimpfung, Sinnsabotage und Selbstdemontage, Nonsens, bizarrer Parodie, Persiflage und Polemik".
Diese Info sagt alles und nichts. "Sie ist völlig egal", so Stermann. "Da geht’s eher um gute Sätze ohne Inhalt."
Also eh alles wie immer?
"Ja. Irgendwann muss ein Show-Titel her, ein Plakat, ohne zu wissen, was man vorhat", sagt Stermann, von Beruf Deutscher in Wien und seit 30 Jahren Wahl- Wiener. "Dann werden Fotos gemacht für etwas, das es gar nicht gibt. In diesem Dilemma stecken wir."
Wie vom langzeitigen Pointen-Schleuder-Trauma ramponiert, ließ sich das Duo diesmal abbilden. Stermann sieht aus wie Placido Domingo, der unter einen Lastwagen gekommen ist.
"Wir haben das Fernsehen ramponiert, und das Fernsehen hat uns ramponiert", erklärt Grissemann. "Das sollen die Bilder symbolisieren."
"Gags, Gags, Gags" war schon die Subzeile zu "Stermann" (2011). "Dass das jetzt Haupttitel wird, ist ein Höhepunkt", witzelt Grissemann. "Das gefällt mir." Stermann auch nicht schmähstad: "Wir wissen schon, was der Abend will und soll. Aber diese Vase muss jetzt noch schnell gefüllt werden."
Sein und Schein
Worum es geht? "Um eine Fernsehsendung, die nicht stattfinden kann, weil die prominenten Gäste nicht kommen. Das ist die Grundidee. Dann können wir nach der Pause unsere eigene Rolle reflektieren und auch auf das Medium Fernsehen losgehen. Was wir aus dem Fernsehen gemacht haben, und was es aus uns macht."
Der erste Teil ist Sein, der zweite Schein. Als die zwei noch nicht in der Glotze präsent waren, entstand ihr Buch "Als wir noch nicht von Funk und Fernsehen kaputt gemacht geworden sind?" (1999). Stermann: "Wir haben damals eine Situation als Fiktion beschrieben, die tatsächlich eingetreten ist. Heute wissen wir auch, worüber wir reden."
Auf das TV-Medium können die Late-Night-Talker "gar nicht verzichten". Ein Ende sei "nicht absehbar", so Stermann. "Das biologische schon, aber einstweilen das mediale nicht." So läuft und läuft "Willkommen Österreich" auch nach zehn Jahren weiter.
"Gags, Gags, Gags!" soll jedenfalls surrealer und merkwürdiger werden als die Komödie "Sonny Boys", die das Duo im Rabenhof spielt. Also Kabarett, improvisiert wie ein Jazz-Konzert?
"Nein, das Ziel ist nicht zu improvisieren, aber so zu tun, als ob. Also man macht in Wahrheit Kammermusik und tut so, als wäre es Jazz."
Das ist dann wieder einer dieser Sätze im Ungefähren. Gut gebaut, nur ohne Inhalt. Stermann & Grissemann halt. Wobei sie durchaus wissen: "Wir sagen auch viel Quatsch. Wir sagen viel, was wir selber nicht gut finden." Wie gesagt: Wer es sich gegen Bezahlung ansieht, muss es nur lustig finden wollen.