Sein Bett wurde durch den Dschungel getragen
Von Peter Pisa
Mit zwei Betten und einer Badewanne zog Graham Greene 1935 in Begleitung seiner Cousine Barbara durch Liberia. Mit den 25 afrikanische Dienern, die sein Gepäck schleppten, feilschte der damals 31-Jährige um jeden Pence. Er war sehr freundlich zu ihnen und lustig, aber bestimmt.
Der britische Schriftsteller – seine großen, verfilmten Romane folgten ab 1940, ab "Die Kraft und die Herrlichkeit" – reiste gern.
Angeblich trat er deshalb als junger Mann vorübergehend der kommunistischen Partei bei, um auf diese Weise gratis nach Russland zu kommen.
Die westafrikanische Republik Liberia war ein weißer Fleck auf der Landkarte. Eine amerikanische Karte gab es, auf der stand, wo Liberia eingezeichnet war, das Wort KANNIBALEN.
Obwohl – bekam nicht die Firma Firestone schon 1926 viel Land in der früheren amerikanischen Kolonie für Gummiplantagen überlassen? Dafür sind "Kannibalen" halt immer gut ...
Sein Protest
Greenes Bericht "Reise ohne Landkarten" ist nun erstmals vollständig übersetzt worden. Er hat Kraft und Herrlichkeit, fängt das Glück im Dschungel ein und den drohenden Tod: Kakerlaken im Gewand, Ratten auf dem Boden, Sandflöhe unter den Zehennägel ... Graham Greene bekam hohes Fieber.
Aber fast immer ging er zu Fuß. Er ließ sich nicht tragen. Das war sein Protest gegen die Kolonialisierung in Afrika. Himmlisch – schrieb er – wäre Afrika, "wenn es sich selbst überlassen wäre und aus Europa nur das nähme, was es verschönerte ..."
DAS muss reizvoll sein (eigentlich sollte man nur noch lesen, nichts mehr arbeiten ): Die 28-jährige Cousine Barbara Greene schrieb nämlich ebenfalls über diese Reise, über Schönheit und Ängste. Auffälligster Unterschied sind ihre Beobachtungen, "Chef" Graham betreffend. Scheint wirklich ein klasser Kerl gewesen zu sein. "Im Hinterland" ist im Kirchheim Verlag erschienen.
... und weil wir gerade so nett über Graham Greene plaudern: Seine leichte, heitere, so menschliche Komödie " Heirate nie in Monte Carlo" aus 1955 wurde neu aufgelegt: Ein kleiner Buchhalter, bisher mit kalten Würstchen hochzufrieden, heiratet und gewinnt im Spielcasino Millionen. Das tut der jungen Ehe gar nicht gut.
Sommerlektüre! Gleich einpacken.
KURIER-Wertung: