Grafenegg: Johannes Neubert folgt auf Rudolf Buchbinder
Von Georg Leyrer
Der Kulturmanager Johannes Neubert übernimmt ab Oktober 2026 die künstlerische Leitung in Grafenegg. Er folgt damit auf Rudolf Buchbinder, der bis 2026 künstlerischer Leiter ist und dann Präsident wird.
Das gab Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner am Montag bei einer Pressekonferenz bekannt. Die Neubestellung sei eine "wichtige Weichenstellung für die erfolgreiche Zukunft" und zur "Sicherung unseres kulturellen Leuchtturms", so Mikl-Leitner.
Für Neubert ist es "soetwas wie nach Hause kommen", wie er sagt, war er doch 2005 bis 2010 Geschäftsführer des von ihm mitbegründeten Grafenegg Festivals. Damals seien sie noch gemeinsam über den Bauplänen des Wolkenturms gesessen, schilderte Buchbinder, der froh ist, "meine zweite Heimat" nach "20 Jahren Entwicklung in guten Händen zu wissen".
Neubert ist die Verbundenheit mit Grafenegg "immer geblieben", für dessen Zukunft er Visionen mitbringt. So betonte er, dass dort in Zeiten großen Wandels "Stabilität und Kontinuität" mit der weiteren Partizipation Buchbinders gewahrt sei. Neubert legte ein "klares Bekenntnis zu Qualität und Exzellenz" ab. Und betonte zugleich, dass "wir auf die Menschen zugehen müssen", da heute "die optischen Reize" die Musik überlagern und weniger musikalische Bildung mitgegeben werde. Grafenegg ist "anders und einzigartig", hier werde das "Musikerlebnis so verführerisch gestaltet wie nirgends sonst.
"Im Rhythmus der Region"
Neubert wird künstlerischer Leiter aller Veranstaltungen in Grafenegg, die "komplementär zum Geschehen in Wien" im "Wechsel der Jahreszeiten" nach dem "Rhythmus der Region" ablaufen. Das Wochenende der Sommernachtsgala soll künftig noch ausgebaut werden als "Signal, dass der musikalische Sommer in Grafenegg startet". Die regionale Verankerung sei besonders wichtig, er plane etwa ein Konzert mit den Tonkünstlern - die "weiter ein wichtiger Partner bleiben" - gemeinsam mit "Amateuren von 9 bis 99 Jahren".
2011 bis 2019 war Neubert Intendant der Wiener Symphoniker, zuvor war er u. a. bei der English National Opera, der Jeunesse und im Konzerthaus tätig und von 2002 bis 2010 Künstlerischer Geschäftsführer des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich. Derzeit ist er operativer Geschäftsführer beim Orchestre National de France/Radio France.
Bis 2070 gesichert
Dass Grafenegg weiter ein "Ort, wo Weltmusik auf Weltniveau gespielt wird", bleiben kann, sei vertraglich bis 2070 gesichert, betonte Mikl-Leitner. 2026, wenn Neubert antritt und Buchbinder Präsident wird, werden die derzeitigen Bauprojekte fertiggestellt sein, insbesondere der neue Rudolf-Buchbinder-Saal. 15 Millionen Euro nimmt das Land in die Hand: "Wir entwickeln Grafenegg weiter", so Mikl-Leitner. Grafenegg soll auch für die nächsten Generationen ein "Juwel der Klassik" bleiben - und leistbar, denn "Kunst und Kultur müssen für die gesamte Bevölkerung erlebbar bleiben". Neubert und Buchbinder seien ein "Dream Team", auf das "große Aufgaben" warten.
Repräsentativ und beratend
Die künstlerische Leitung in Grafenegg werde mit dem Wechsel neu strukturiert, schilderte Paul Gessl, Geschäftsführer der niederösterreichischen Kulturholding NÖKU. Buchbinder habe als Präsident "repräsentative und beratende" Aufgaben, Neubert die künstlerische Letztentscheidung. Für die operative Geschäftsführung in Grafenegg, deren Ausschreibungsfrist gerade endete, gingen 62 Bewerbungen ein, die Entscheidung soll zeitnah erfolgen.