Kultur

"Gott & Söhne": Charmante Wuchteldrucker

Eine Kirchenorgel als Intro. Dann Schüsse und ein Switch zur "Megashow" von zwei Erzbengeln der Anarchie: Thomas Stipsits & Manuel Rubey entwickeln ein neues Stück in ihrem neuen Stück "Gott & Söhne" (Regie: Alfred Dorfer), im Grunde eine Variation zum fabelhaft erfolgreichen Vorgänger "Triest".

Sie fabulieren – scheinbar improvisierend – wieder über das Leben, sinnieren über die auf einer Tafel aufgeschriebenen sieben Todsünden, außerdem über Glück als Ware und die Glückssucher, die oft alles darauf reduzieren: "Glück ist, wenn die anderen Pech haben." Oder es auf die einfache Formel bringen: "Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle."

Und dann sind da noch die Glücksverkäufer wie die Firma "Gott & Söhne", die "Glück in 30 Tagen" verspricht. Oder Frauenzeitschriften, die in ein und derselben Ausgabe fordern: "Akzeptiere dich, wie du bist." Nach dem Umblättern versprechen: "15 Kilo abnehmen in drei Wochen." Um schließlich Zuckergoscherl zu ködern mit: "Die besten Tortenrezepte."

Schmäh-Recycling

Stipsits ist mit ganzem Körpereinsatz der exzessiv Extrovertierte in der Kasperliade und Rubey oft nur der Stichwortgeber in einem Sammelsurium aus Sketches, Action, Musikparodien, Schmäh-Recycling und Klamauk. Wieder praktizieren die Kabarettisten das Spiel, das sie virtuos beherrschen: Ich bin ich. Aber wie viele?

Konkret: sehr viele. Aus der Typenparade vom Opernsänger Waldemar Fröhlich bis zum FM4-Musikredakteur, der Fantasy-Schriftsteller werden wollte und es jetzt geschafft hat: Er arbeitet bei der Krawallzeitung Österreich.

Herausragend: der Taxifahrer, ein sehr heutiger "Herr Karl", der sich erinnert: "Wir haben nix g’habt. Aber davon vü. Bis der Haider kommen is’ ..." Ihm sind die am liebsten, die er "gar net kennen lernt". Und ein guter Freund? "Für mi aner, der mir Geld borgt und dann stirbt."

Leicht zu erkennen auch der Wiener Theaterdirektor, der zu seiner Frau sagt: "Sandra, du kannst nicht alle Rollen spielen. Das fällt auf."

"Gott & Söhne" ist im direkten Vergleich schwächer als "Triest" aber allemal gute Unterhaltung. Auch wenn die Protagonisten am Ende tot sind. Denn am Schluss steht der Wunsch: "Viel Glück!"

Fazit: Ich bin ich. Nur: wie viele?

Das StückKeine stringente Geschichte, aber viele G’schichterln, also eine Mischkulanz aus Tour-Anekdoten, Sketches, einer Parade skurriler Typen, Parodien, gekonntem Schmäh-Recycling, Tanzeinlagen und viel Klamauk.

Fazit Ein bunter Abend nach dem Motto: „Pointe, Pointe, Pointe!“ So sind die Vorstellungen von „Gott & Söhne“ im Wiener Stadtsaal bereits bis Ende Dezember ausverkauft.

KURIER-Wertung: