Paul McCartney in Wien
Offensichtlich wissen Heuschrecken, wem sie vertrauen können: Als Sir Paul McCartney Anfang Mai in Brasilien seine „Out There!“-Tour startete, machte es sich ein Schwarm der grünen Insekten auf der Bühne gemütlich. Wie es sich für einen passionierten Tierschützer gehört, ließ der Ex-Beatle die Tierchen gewähren und freundete sich sogar mit „Harold“ an. Denn dieser besonders zutrauliche Heuhüpfer saß fast die ganze Show lang auf seiner Schulter.
Aber nicht nur im Umgang mit Naturgewalten bei Open-Air-Auftritten ist Paul McCartney mit 70 Jahren souverän wie kein anderer. Auch als Musiker ist er gerade mit der „Out There!“-Tournee wieder hoch im Kurs. Kritiken der nahezu dreistündigen Show, mit der McCartney am 27. Juni ins Wiener Ernst-Happel-Stadion kommt, sind durchwegs euphorisch.
Uneitel
Auch nach Wien wird die lebende Legende bis zu 38 Songs mitbringen – ein Programm, das komplett uneitel ist. Denn anders als gleichaltrige Kollegen, die darauf pochen, heute als kreativ relevant zu gelten, hat der Brite kein Problem damit, seine Setlist mit Perlen aus der Vergangenheit vollzupacken. Er spielt nur wenige Songs seiner Solo-Alben, einige der Hits seiner Band Wings und zum überwiegenden Teil Beatles-Klassiker: „Lady Madonna“, „All Together Now“, „Eleanor Rigby“. Und natürlich „Let It Be“ und „Yesterday“.
Vielleicht liegt die Hinwendung zum Beatles-Material daran, dass er die Zeit mit der berühmtesten aller Pop-Bands im fortgeschrittenen Alter doch vermisst. Auf die Frage, ob er traurig wird, wenn er sieht, dass die Rolling Stones immer noch gemeinsam auf der Bühne stehen, antwortete er dem britischen Musikmagazin Q unlängst: „Nicht traurig. Wir haben schließlich ganz bewusst als Band aufgehört. Aber es war schon großartig mit dieser kleinen Band zu spielen. Und wenn wir das heute noch könnten ... dann müssten sich alle anderen warm anziehen. Aber nachdem zwei Mitglieder gestorben sind, wird eine Beatles-Reunion nie mehr Realität werden. Ich habe meine eigene Band, die kann nicht die Beatles sein. Aber ich mache daraus meine eigene Version der Vergangenheit.“
Anekdoten
Deshalb erzählt McCartney zwischen den Songs auch immer wieder Anekdoten aus der Vergangenheit, spielt am Videoschirm Clips von damals ein. Viel mehr optisches Beiwerk braucht er nicht, um zu begeistern. Schließlich hat McCartney die größten und die meisten Hits der Pop-Geschichte geschrieben – und nach wie vor selbst Spaß daran, sie zu singen.