Kultur

Geschichtsstunde mit Michael Caine

Seine Filmkarriere hat ihn schon "um die ganze Welt gebracht". Rund 50 Jahre nach deren Anfang hat sie Sir Michael Caine als Stargast der 50. Viennale nun auch nach Wien geführt. Freitagabend beehrte der 79-jährige Ausnahmeschauspieler das Gartenbaukino, um der Uraufführung der von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences restaurierten Fassung von Joseph L. Mankiewicz` Zwei-Mann-Thriller "Sleuth" (1972) beizuwohnen. Statt im Kinosessel nahm Caine lieber danach für ein einstündiges, launiges Gespräch auf der Bühne Platz. "Ich habe den Film vor 40 Jahren vorgestellt", so der Brite, "und muss ihn nicht noch einmal sehen, so, wie ich mittlerweile aussehe."

   Seinem Alter und seiner Umtriebigkeit ist es zu verdanken, dass Caine mehr als genug Stoff hat, um ein Publikum eine Stunde lang an seinen Lippen hängen zu lassen. Anekdoten von seinen Begegnungen mit Legenden wie Omar Sharif, Marlene Dietrich, Tony Curtis oder "Mentor" John Wayne ließ er im Gespräch mit APA-Chefredakteur Michael Lang und dem britischen Filmjournalisten Neil Young ebenso wenig aus wie Ratschläge für die nachfolgende Schauspielgeneration. An der Seite Sharifs etwa habe Caine "die beste Prügelei meines Lebens" erlebt - "weil ich keinen einzigen Schlag selbst austeilen musste". Beim Filmdreh von "The Last Valley" (1970) in Österreich hatten sich in einer Bar ein halbes Dutzend Jugendliche über die beiden Schauspieler amüsiert - und dabei außer Acht gelassen, dass die von ihren 20 Stuntmen umgeben waren. "Mehr muss ich wohl nicht erzählen", so Caine schmunzelnd.

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Von Schauspielgrößen umgeben zu sein, war für Caine nicht immer selbstverständlich. Von Laurence Olivier wurde er viele Jahre vor der gemeinsamen Arbeit bei "Sleuth" etwa vom "Manche mögen`s heiß"-Set geschmissen, nachdem er - "so wie alle anderen auch" - Marilyn Monroe nachgestiegen war. Mit großen Augen erzählt er auch von seinem allerersten Tag in den USA, an dem ihm im Hotel erst Gloria Swanson und dann Frank Sinatra über den Weg gelaufen seien. "Da war ich also, in Hollywood", so Caine heute. Den Weg dorthin ebnete seine erste Hauptrolle im britischen Kriegsdrama "Zulu" (1964). Dass er die Rolle des aristokratischen Leutnants überhaupt bekam, habe er der US-Herkunft von Regisseur Cy Endfield zu verdanken. "Ein Engländer hätte einen Cockney nie als ranghohen Offizier besetzt", meint Caine, der wiederholt auf seine bescheidene, "aber liebevolle" Kindheit im Süden Londons verweist. "Ein Amerikaner hat dieses Klassendenken nicht."

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