George R. R. Martin: Heldentod um 20.000 Dollar
Von Peter Pisa
Immer sterben die Leut’, die einem ans Herz gewachsen sind, und in der vierten Staffel der mittelalterlichen Fantasy-Fernsehserie "Game of Thrones" war es besonders arg.
Während die amerikanischen Fans im Juni noch entsetzt vor den TV-Geräten saßen, begann George R. R. Martin mit der Suche nach neuen Mordopfern.
(Das Mittelalter, hat er einmal gesagt, sei halt nichts für Weicheier und schon gar nichts für Gerechte.)
Der 65-Jährige ist der Tolkien unserer Zeit. Von ihm stammen die Romane der "Game of Thrones"-Reihe, die in den Buchhandlungen "Das Lied von Feuer und Eis" heißen.
Grausig
Auf der Internet-Seite prizeo.com konnten sich (reiche) Fans für mindestens je 20.000 Dollar in sein nächstes Buch einkaufen: Martin versteigerte insgesamt zwei Charaktere, er benennt sie "nach dir" und verspricht einen "grausigen Tod". Angeblich sammelten einige – ebenfalls blutrünstige – Menschen, damit diese Figur den mitunter unbeliebten Namen Justin Bieber trägt.
Zum Zug kam aber u.a. ein Facebook-Angestellter.
George R. R. Martin verkauft auch ein (von ihm getragenes) Kapperl um 7500 Dollar: Erstens, um einen Park mit 60 Wölfen in seiner Heimatstadt Santa Fe zu unterstützen; und zweitens, um dort den Menschen, die wenig Geld haben, ein tägliches Mittagessen zu garantieren.
Nun hat ihm seine Saga über den Machtkampf um den Thron der Sieben Königreiche zwar bisher bestimmt mehr als 15 Millionen Dollar eingebracht – aber selbst wenn der Amerikaner mit dem Hosenträger wie der Weihnachtsmann aussieht, will er nicht alles verschenken.
Zwei abschließende Bücher fehlen noch.
Wäre George R. R. Martin religiös, würde er sagen, die vielen Ideen seien ein Geschenk Gottes. Ist er aber nicht: Seit Kindheit schwirren ihm Mittelerde und Conan, der Barbar und Abenteuer auf dem Mars im Kopf herum – sein Vater hat selten und nur über Sport mit ihm geredet –, und irgendwie kommt aus dem Kuddelmuddel immer etwas sehr Eigenständiges heraus.
Von den übersetzten zehn Bänden "Lied von Feuer und Eis" aus dem deutschen Blanvalet Verlag sind Nr. 9 und Nr. 10 noch nicht erschienen und folglich ein Fressen. Zumal mitunter noch jemand lebt, der in der preisgekrönten TV-Serie längst gestorben ist.
Zweites Projekt
Drängen lässt sich der Schriftsteller nicht. Er verfolgt seit den 1980er-Jahren ein zweites Projekt: "Wild Cards". Bei dieser Reihe ist er Herausgeber und manchmal auch Autor. Wie in "Wild Cards – Das Spiel der Spiele", das am 25. August im Penhaligon Verlag Einstiegsdroge in eine Superhelden-Welt sein könnte. Das Leben ist ein Pokerspiel ... mit Viren.
Seit 70 Jahren, so geht die Geschichte, holen sich außerirdische Viren ihre Opfer. 90 Prozent ziehen gewissermaßen die Pikdame und sind auf der Stelle tot.
Neun Prozent mutieren auf groteske Weise, das sind die "Joker", zum Beispiel einer, der Kafka heißt und zur Küchenschabe wurde.
Und jeder 100. zieht ein Ass und wird vom Virus mit Superkräften ausgestattet. Durchaus möglich, dass sich jemand in einen Wespenschwarm verwandelt.
So sieht der Alltag in New York aus; und so kann man sich ein altes, vergriffenes Comic-Heft ohne Zeichnungen vorstellen. An der Verfilmung wird gearbeitet.