Kultur

Garish und das zähe Ringen um das Comeback

Beinahe hätten sich Garish im vergangenen Jahr aufgelöst. Dass die Burgenländer es doch geschafft haben, zusammen ein Album aufzunehmen, werten sie als einen Sieg über sich selbst. Und das Resultat als jenen "Trumpf", der dem Longplayer seinen Namen gibt.

"Wir haben nie konkret über eine Auflösung gesprochen", erzählt Sänger Thomas Jarmer im Interview mit dem KURIER. "Denn nach 17 Jahren, in denen die Band ein lebensbegleitender Umstand war und einen irren Stellenwert hatte, haben wir uns da nicht hingetraut. Allerdings lag der Gedanke oft sehr nahe."

Entfernt

Denn auf der anderen Seite standen immense Mühen, sich wieder zusammenzuraufen: "Wir haben die Band ja nie so betrieben, dass sie uns ernähren musste. Jeder hat andere Jobs. Ich bin Grafiker und mache Filmmusik, Schlagzeuger Markus spielt mit Thees Uhlmann und die anderen drei unterrichten und spielen in anderen Bands. Dadurch entfernt man sich voneinander und es ist es schon alleine zeitlich schwierig, zusammenzukommen. Eine gemeinsame Basis dafür zu finden, wo man mit der Band hin will, war diesmal ein zähes Ringen."

Ein Ringen, das man "Trumpf" in keinem Ton anhört. Aufgenommen mit einer alten 8-Spur-Tonbandmaschine, bietet die Platte einfache, auf akustischen Gitarren basierende Songs. Genauso aber mit Bläsern, Akkordeon und Klavier breitflächiger angelegte Lieder, die mit ihrer verträumten Melancholie ("Alte Bekannte", "Die Schaltzentrale") und manchmal auch mit trotzigem Vorwärtsdrang ("Noch einmal das Echo hören") unter die Haut kriechen.

Befriedigend

Gleich im ersten Song "Zweiunddreißig Grad" beschäftigt sich Text-Autor Thomas Jarmer mit der Situation der Band. "Dadurch, dass wir nach einem Album und einer Tour immer lange mit Garish pausieren, haben wir eine Regelmäßigkeit in Ruhephasen und der Auseinandersetzung miteinander. In diesem Song geht es um die Zerrissenheit, sich nicht miteinander beschäftigen zu wollen, weil es nervenaufreibend und Energie verzehrend ist. Dass aber andererseits das ,fett, faul und zufrieden‘ in der Bandpause auch nicht das Wahre ist."

Einmal mehr geht Jarmer beim Texten nie von konkreten Ereignissen im Außen aus, sondern von zeitlosen Reizen, Gegensätzen und inneren Konflikten.

In der Single "Ganz Paris" ist es das Gefühl, nicht aus seiner Haut herauszukönnen: "Paris steht für Leidenschaft, Emotion und Impulsivität. Auf der anderen Seite stehen Gewohnheiten, die sich durch Lebensumstände und Erziehung entwickelt haben, durch die man sich vielleicht Sachen verbietet, die man auch bräuchte."

Halbwissen

Nur das zarte "Auf den Dächern", in dem jemand Bogart falsch zitiert, hat einen konkreten Anlass: "Einer in der Band – es wäre ihm sicher unangenehm, genannt zu werden – hat die Angewohnheit, Zitate irrsinnig falsch zu bringen. Das habe ich hergenommen, um in dem Song über gefährliches Halbwissen nachzudenken."

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INFO: Garish auf Tour: 22. 3. Oslip/Cselley Mühle, 27. 3. St. Pölten/Cinema Paradiso, 28. 3. Dornbirn/Spielboden, 29. 3. Linz/Posthof, 3. 4. Salzbrug/ARGEkultur, 4. 4. Ebensee/Kino, 5. 4. Klagenfurt/Landesmuseum, 9. 4. Graz/ppc, 10. 4. Wien/ WUK, 18. 6. Hall/Burgsommer.