Kultur

Für die Magie braucht man Fantasie

Shakespeares "Romeo und Julia" wird in den Schulen "gern" gelesen, und vor allem deshalb wurde das Taschenbuch in England in den vergangenen 20 Jahren rund 130.000 Mal verkauft.

Der Rekord für einen Theatertext.

Bis zu "Harry Potter and the Cursed Child".

Das höchst effektvolle Stück nach einer Idee von Joanne K. Rowling hatte im Sommer in London Premiere, und von der darauf folgenden Buchveröffentlichung gingen 847.886 Exemplare weg. Und zwar in der ersten Woche.

Mit einer Auflage von 800.000 startet heute, Samstag, die Übersetzung "Harry Potter und das verwunschene Kind".

Muss man’s haben?

Es ist die achte Geschichte, nicht der achte Roman. Das sollte man sich gebetsmühlenartig vorsagen. Dann könnte es Spaß machen. Dann sind die Regieanweisungen nicht gar so ärgerlich. Sie lauten: "Und nun betreten wir eine Zwischenwelt, in der sich die Zeit unaufhörlich wandelt. Hier herrscht die reine Magie." Oder: "Im Zuschauerraum ist ein Windhauch zu spüren."

Der Wind wird im Skript logischerweise nicht beschrieben und ist deshalb nicht spürbar, die Zwischenwelt ist nur ein Wort ... Leser brauchen Fantasie:

"Voldemorts Gestalt schält sich aus Harry heraus. Es ist ein entsetzlicher Anblick." Wir stellen uns also vor: entsetzlicher Anblick ...

Trotzdem ist mitunter eine kleine Ganslhaut möglich. Etwa, wenn Harry Potter mit einem Foto vom toten Dumbledore plaudert ... und Dumbledore antwortet.

Der Plot ist gut. Harry ist 19 Jahre älter und grantig und unnötig. Sein jüngster Sohn Albus und – eine witzige Figur! – der Sohn vom einstigen Totesser Draco Malfoy retten diesmal die Welt.

Kopf einziehen! "Dementoren schweben durch den Saal."

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John Tiffany und Jack Thorne:

Harry Potter und das verwunschene Kind“

Übersetzt von Klaus Fritz und Anja Hansen-Schmidt.
Carlsen Verlag. 334 Seiten. 20,60 Euro.

KURIER-Wertung; *** und ein halber Stern