Kultur

Frei.Wild-Konzert in Wels abgesagt

Oberösterreich. Nach dem Ausschluss vom deutschen Musikpreis Echo bläst der Südtiroler Band Frei.Wild jetzt auch in Österreich ein schärferer Wind entgegen. Ein für 9. Mai in der Rotax Halle in Wels geplantes Konzert ist am Dienstag von der Stadt kurzfristig abgesagt worden. „Wir haben kein Interesse daran, dass die bei uns auftreten“, sagt Vizebürgermeister Hermann Wimmer (SPÖ) im KURIER-Gespräch.

Wie berichtet, hatte sich die Deutsche Phono-Akademie nach heftigen Protesten anderer Bands wie „Kraftclub“, „MIA“ und „Die Ärzte“ entschlossen, die vierköpfige Gruppe von der Liste der Nominierten zu streichen. Frei.Wild wird – wegen der Skinhead-Vergangenheit von Sänger Philipp Burger – eine Nähe zu rechtsextremem Gedankengut vorgeworfen. Die Band bestreitet das und bezeichnet sich als unpolitisch.

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„Eine reine Schutzbehauptung“, kritisiert Heribert Schiedel vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW). Seiner Ansicht nach verbindenFrei.Wildvölkisch-deutschen Nationalismus mit männlich-pubertären Sehnsüchten, Ängsten und Gewaltinszenierungen. Manche der Liedtexte klingen extrem brutal: „(...) schlag Dir mein Knie in Deine Fresse rein. Heut’ vermöbel ich Dich, Zähne werden fallen durch mich. Und ich tret’ Dir in die Rippen, schlag mit dem Ellbogen auf Dich ein. Jetzt (...) liegst in Deinem Blut. Das Blut auf meinen Fäusten, ich find’ das steht mir gut (Eines Tages’).“

„Ich bin in solchen Sachen sehr sensibel. Wir werden alles versuchen, damit diese Band nicht in Wels spielt“, betont Vizebürgermeister Wimmer. Er sei diesbezüglich auch bereits mit der Polizei in Kontakt. Mit der Absage tue man sich relativ leicht: „Der Veranstalter hat zwar plakatiert und Karten verkauft, aber er hatte mit der Stadt bisher keinen Vertrag.“

Bei der Firma Art Entertainment sieht man das anders: „Uns liegt ein Vertragsentwurf vor. Findet das Konzert am 9. Mai nicht statt, schalten wir den Anwalt ein.“

Graz und Ebbs

Frei.Wild soll auch am 10. Mai in Graz und am 11. Mai in Ebbs auftreten. In Graz formierten sich bereits Proteste. Die Grünen brachten am 28. Februar im Gemeinderat ein, das Konzert in der Stadthalle nicht zuzulassen. „Unser Antrag ist leider mit ÖVP/FPÖ-Mehrheit knapp abgelehnt worden“, sagt Gemeinderätin Andrea Pavlovec-Meixner, die auch im Aufsichtsrat der Stadthalle sitzt. Für den 10. Mai kündigt sie Demos an. Christof Strimitzer, Marketingchef der Messe Graz, sieht keine Möglichkeit, den Aufritt abzusagen: „Es liegt weder verwaltungsrechtlich noch strafrechtlich ein Grund vor – für uns als Hallenbetreiber ist klar, dass es stattfindet.“ Er rechnet mit rund 3000 verkauften Karten. In Ebbs (Bezirk Kufstein) wird am Samstag entschieden, ob Frei.Wild auftreten oder nicht. „Die Chance, dass das Konzert bei uns abgesagt wird, liegt bei 50 Prozent“, sagt Josef Ritzer, Pächter der Hödnerhof-Arena.