Kultur

Frech & stur: Charli XCX tut und sagt, was sie will

Sie verzieht sich vor einem Konzert gerne mal mit dem Lover auf die Toilette. Es kommt vor, dass Spiegel zu Bruch gehen, wenn sie bei einem Interview-Marathon zum x-ten Mal ihre Idole aufzählen muss. Sie erzählt lieber stolz, dass der Media-Trainer, zu dem sie die Plattenfirma schickte, in ihr "die schlechteste Schülerin" aller Zeiten sieht.

Charli XCX macht gerne auf ungezähmte, aufmüpfige Pop-Göre. In den vergangenen Jahren hatte die 22-Jährige zwei Riesen-Hits: Mit Rapperin Iggy Azalea schrieb (und interpretierte) sie "Fancy", für das schwedische Elektro-Pop-Duo Icona Pop "I love It".

Jetzt stehen Rihanna und Gwen Stefani an, um von ihr Songs zu bekommen, müssen sich aber gedulden. Denn gerade hat die als Charlotte Aitchison geborene Britin ihr eigenes Album "Sucker" veröffentlicht – eine gewinnende Mischung aus Elektro-Pop und rauen Gitarren, die Spice-Girl-Fan Charli "Pussy Power" nennt. Und damit hat sie große Pläne: "Ich will die Welt erobern", erklärt sie im KURIER-Interview.

Image

Auch wenn das rotzfreche Auftreten Image zu sein scheint, steckt doch mehr als die Idee einer Plattenfirma hinter dem Erfolg der Britin, die schon mit acht Jahren erste Songs schrieb. Ihr Konzert-Debüt gab sie mit 14: "Es war bei einem Rave in einer alten Erdnuss-Fabrik in London. Meine Mum hat mich hingefahren, im Auto gewartet, bis ich fertig war, und wieder heim gebracht."

Der Papa finanzierte das erste Album. Das sieht sie heute aber gar nicht mehr als ihres: "Ich war ein Teenager, wollte wie meine Idole von Justice klingen, konnte das aber natürlich gar nicht. Es klang fürchterlich."

Trotzdem bekam Charli XCX bald einen Plattenvertrag. 2013 erschien das "richtige" Debüt "True Romance". Das blieb mit seinem leicht düsteren Elektro-Pop zwar unter den Verkaufserwartungen, dafür aber starteten Icona Pop durch: "Ich habe nie bereut, ihnen ,I Love It’ gegeben zu haben", erklärt sie. "Denn gleich als ich das geschrieben hatte, wusste ich, das ist nicht mein Song."

Trotzdem wollte sie damals aufhören: "Viele baten mich, ein zweites ,I Love It’ für sie zu schreiben. Und einige haben verlangt, dass ich ein Duplikat davon für mich schreibe. Ich war empört. Aber dann entschied ich, mich nicht von solchen Spielchen beeinflussen zu lassen."

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Reaktionär

Seither wettert Charli XCX gegen den alltäglichen Chauvinismus im Musikbusiness: "Nach ,I Love It’ wurde angezweifelt, dass ich das selbst geschrieben habe. Alle nahmen an, dass mir jemand geholfen hat. Ich habe kürzlich mit Lorde darüber gesprochen, der es nach ihrem Hit ,Royals’ genauso ging. Männer, die ihre eigenen Songs schreiben, werden nie so stark hinterfragt wie Frauen. Aber es ist reaktionär, unsere Wertigkeit anzuzweifeln, nur weil wir Vaginas haben!"

Info: Am 26. 2. ist Charli XCX live in Wien zu sehen. Die 22-Jährige tritt im Vorprogramm von Katy Perry in der Stadthalle auf.