Filmkritik zu "Antonio Um Dois Tres": Tagträumer und die Liebe
Für seinen beim Filmfestival „Crossing Europe“ ausgezeichneten Debütfilm verlegte der brasilianische Regisseur Leonardo Mouramateus den Roman „Weiße Nächte“ von Fjodor Dostojewski nach Lissabon. Ein ähnliches Experiment hatte zuvor schon Luchino Visconti gewagt, indem er für „Le notti bianche“ (1957) die im zaristischen Sankt Petersburg spielende Vorlage ins Nachkriegsitalien verlegte. Ähnlich wie Visconti, macht auch Mouramateus deutlich, wie allgemeingültig Dostojewskis poetische Liebesgeschichte ist und bleibt – auch nach dem völligen Herausreißen aus dem zeitlichen und räumlichen Zusammenhang. Die miteinander verknüpften Schicksale dreier junger Menschen stehen im Mittelpunkt einer Handlung, in der sich die Grenzen zwischen Fantasie und Realität im anonymen Großstadttreiben Lissabons nach und nach auflösen.
António, der als passionierter Tagträumer erst die Schule und danach die Arbeit schwänzen will, wird vom Vater aus der Wohnung geworfen. Er muss nun lernen, dass die Liebe (mindestens) zwei Gesichter hat. Das seiner Ex-Freundin, bei der er Zuflucht sucht – und das einer geheimnisvollen Schönen, der er dort begegnet. Mit im verwirrenden Spiel ist ein junger Bühnenautor, der bei der Inszenierung seines ersten Stückes vor immer wieder neuen Hürden steht.
Der Filmtitel „Um Dois Três“ steht wohl auch für die drei Metaebenen dieser Geschichte über die Ängste und emotionalen Befindlichkeiten der heutigen Jugend. Ein Film, der für diejenigen lohnend wird, die bereit sind, sich darauf einzulassen.
Text: Gabriele Flossmann
INFO: BRA/POR 2017. 95 Min. Von Leonardo Mouramateus. Mit Mauro Soares.