Kultur

Filmkritik zu "Venom: The Last Dance": Blutiger, drastischer, derber

Von Gabriele Flossmann

Die Produktion dieses dritten Films der von Marvel-Comics inspirierten Venom-Reihe musste im vergangenen Jahr mehrere Monate lang unterbrochen werden. Aufgrund des Schauspieler-Streiks, initiiert von der Screen Actors Guild in Hollywood. Es ging sogar das Gerücht, dass die Dreharbeiten endgültig abgebrochen werden könnten. Die Fans können aufatmen. Nun kommt der Film doch in die Kinos. Und Tom Hardy kehrt als Marvel-Antiheld auf die Kinoleinwand zurück. Für einen letzten(?) Tanz. Zum näheren Verständnis für jene, die vielleicht die ersten beiden Teile versäumt haben: Venom ist eine – bei Fans überaus beliebte – Kreatur aus dem „Spider-Man“-Universum.

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Der zweite Teil von „Venom“ hatte sogar während der Pandemie weltweit mehr als 500 Millionen Euro an den Kinokassen eingespielt. Gemäß der Comicvorlage bietet das außerirdische Glibberwesen ein Potpourri aus anarchischen Trash- und Horrorelementen. Das Aussehen von Venom stellt man sich am besten so vor: Das furchterregende Filmmonster „Alien“ kann sprechen und als amorphe Masse in Menschen einsickern. Seine Superkräfte gehen dann – unter gewissen Bedingungen – auf den möglichst menschlichen „Wirtskörper“ über.

Aus den bisherigen zwei „Venom“-Filmen kennen wir daher auch schon den Journalisten Eddie Brock, der seinen Körper mit Venom teilt. Allerdings verspeist das Alien-artige Wesen bevorzugt menschliche Gehirne, weshalb er seinen Gegnern häufig den Kopf abbeißt. Und das, obwohl Eddie Brock immer wieder versucht, seinem Symbionten diese Gaumenfreude zu verbieten. Aber Venom braucht diese „geistige Nahrung“, weil er durch den Genuss menschlicher Gehirnzellen die eigene Intelligenz aufpäppeln will. Trotzdem – oder deshalb? – verstärkt sich in Teil 3 dieser Franchise-Reihe der Eindruck, dass die Plots der „Venom“-Abenteuer von Mal zu Mal dünner und fadenscheiniger werden. Womit sich nicht nur bei Venom, sondern auch beim Publikum der Wunsch nach mehr Hirnfutter breitmacht. Dies aber auf eine Weise, dass man als Zuschauer auch über sich selbst schmunzeln kann.

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Für Humor sorgt auch das herrlich selbstbewusste Overacting, das Tom Hardy in seiner ungewöhnlichen Doppelrolle als Venom und dessen „Wirt“ Eddie einbringt. Er ist dafür bekannt, alles zu geben – sich körperlich und emotional in jede Rolle zu verbeißen, die er spielt.

Das Trilogie-Finale hat auch so etwas wie einen Plot: Eddie und Venom sind auf der Flucht. Gejagt von der irdischen wie auch der außerirdischen Welt. Um sich aus beiden zu befreien, wird das Duo aus Mensch und Monster entsprechend actionreich gefordert. Im Kern, unter all den verrückten Sprüchen, die in den Dialogen geklopft werden, dem Zähneknirschen und -fletschen, kommt etwas ganz anderes zum Vorschein: eine Liebesgeschichte. Oder besser: eine Art „Stockholm-Syndrom“ zwischen Eddie und Venom. Und wohl auch zwischen dem Publikum und dem Marvel-Antihelden, der wahrscheinlich mit seiner ansatzlosen und undefinierten Wut auf alles „Fremde“ vielen aus der Seele(?) spricht. Es mag verrückt klingen, über einen derartigen „Sinn“ dieses Films nachzudenken, in dem ein sich grauslich ausschauender Außerirdischer in einem Menschen eingenistet hat. Aber Albernheit war die schon die Stärke der ersten beiden Filme. Jedenfalls sind in diesem Finale die Actionsequenzen blutiger, die Sprüche derber und die Gewaltszenen drastischer als in den vorangegangenen „Venom“-Filmen.

Tom Hardy hatte vor der Fertigstellung des Films angedeutet (oder erhofft?), dass er am Ende ein „Jugendverbot“ erhalten könnte, und dabei auf den Erfolg der „Deadpool“-Filme verwiesen. Als Beweis dafür, dass Marvel-Verfilmungen nur erfolgreich sein können, wenn sie „nichts für Kinder und Weicheier“ sind. Aber ganz so grauslich ist er nun doch nicht geworden. Man darf ihn daher schon mit zwölf Jahren anschauen.

INFO:  USA/GB/MEX 2024. 109 Min. Von Kelly Marcel. Mit Tom Hardy, Juno Temple.