Filmkritik zu "Niko - Reise zu den Polarlichtern": In die Fußstapfen des Vaters treten
Von Gabriele Flossmann
Bereits das dritte animierte Kino-Abenteuer mit Rentier Niko: Diesmal träumt er davon, endlich auch mal den fliegenden Schlitten des Weihnachtsmanns ziehen zu dürfen. Damit würde er in die Hufstapfen seines berühmten Vaters Prancer treten. Doch auch die familiären Vorschusslorbeeren bringen nicht viel, als das Rentier-Mädchen Stella auftaucht und Nikos Platz im Team plötzlich wackelt. Der junge Niko muss daher einige Prüfungen bestehen.
Dabei geht es für das putzige Tier um Themen, die auch Menschenkindern nicht fremd sind. Wie Coming-of-Age-Probleme, die Abnabelung vom Elternhaus und das Einstehen für eigenständige moralische Entscheidungen – gerade auch im Umgang mit Wettbewerb und im Kampf. Und hier erweist sich Niko interessanterweise als empathischer, teamfähiger und sanfter als seine ehrgeizige weibliche Konkurrenz
Gelungen ist auch die erwachsene Erzählebene: Denn hier werden Familienmythen entzaubert, wie die Heldenhaftigkeit des Vaters, bei dessen Beginn seiner Rentier-Karriere einst ein Verrat an einem Freund stand. Dass die Polarlichter als eine Art Gewitterzone angelegt sind, die bei den Abenteuern durchkämpft werden muss, macht nicht nur optisch einiges her. Nach dem Motto: In der Psyche wie beim Wetter braucht es Geduld, bis die Sonne wieder durchdringt. Kooperation statt Kampf, fließender Generationswechsel und Emanzipation sind dabei die moralischen Schlagwörter im Hintergrund. Witzig und aktuell ist die kollektive, politische Hysterie mit Führerkult in Form der Lemminge.
INFO: FIN/D/DK/IRL 2024. 80 Min. Von Kari Juusonen.