Kultur

Fettes Brot: Triumph in der Hüpfburg

Schön, dass hier wesentlich mehr Leute sind als beim Akademikerball", freute sich Boris "König" Lauterbach, einer der drei Rapper von Fettes Brot, Freitagabend zu Beginn seines Konzertes im Wiener Gasometer. Und 2.000 Fans – fünf Mal so viele wie in der Hofburg – jubelten. Obwohl sie gekommen waren, weil die Hamburger Hip-Hop-Formation seit Jahren vor allem eines verspricht:

Party, Rhythmus und Spaß.

Das zeigt der Titel ihres jüngsten Albums "3 Is Ne Party". Das zeigt der Anfang ihrer Show, der den Gasometer mit "Kannste Kommen" und ihrem größten Hit "Emanuela" schnell in die größte Hüpfburg Wiens verwandelt.

Denn der Live-Sound der Brote ist mittlerweile unwiderstehlich. Vier Begleit-Musiker verweben nahtlos live gespielte Drums, Perkussion, Bass und Keyboards mit elektronischen Samples. Sie liefern eine rhythmisch höchst dynamische Basis, die sie mit all den variantenreichen Sounds füllen, die man von den Platten des Hamburger Trios kennt. Das klingt mal poppig, mal rockig zwischendurch wie Disco - und doch immer wie Fettes Brot.

Humorvoll

Dazu gibt es intelligent formulierte Texte voll mit spitzzüngigen Wortspielen, kuriosen Alltags-Storys und gelegentlich humorvoll verpackter Sozialkritik. Das ist eine Mischung, auf die sich mittlerweile alle einigen können. Da steht ein Opa in Strickweste neben einem Rocker mit Zopf bis zur Hüfte. Neunjährige Buben trainieren mit ihren Schirm-Käppis, so lässig wie Teenager zu sein. Nebenan tanzt die Mama in ihrem grauen Business-Kostüm.

Wie weit sich Fettes Brot mit ihrer ansteckenden Fröhlichkeit, die niemals vergisst auch Haltung zu zeigen, mittlerweile quer durch alle musikalischen Lager durchgesetzt hat, zeigt eine Improvisations-Einlage im Mittelteil.

Ungeplant, aus der Laune heraus stimmen die drei ohne Band Welthits an: "Popcorn", "Smoke On The Water", "Hang On Sloopy" und "Seven Nation Army" – und alle, ob 50 oder zehn Jahre alt, ob Disco-Pop- oder Alternative-Hit, werden sofort von einem Massenchor aufgenommen.

Und der läutet die zweite Hüpfburg-Phase ein. Ermattet von den anfänglichen Hüpf-Aktivitäten waren die Wiener nach 45 Minuten stiller geworden. Doch mit der Improvisation scheint die nötige Erholung getankt zu sein: Ein Medley aus Coverversionen von Hip-Hop-Hits wie "Fremd im eigene Land" und "Leider Geil" wird zum umjubelten Triumphzug. Nach dem Finale mit „Bettina, zieh dir bitte etwas an“ und "Schwule Mädchen" sind die drei ehrlich überwältigt: "Danke, das war ein großartiger Abend".

KURIER-Wertung: