Kultur

Ewald Tatar: "Das trifft jeden"

KURIER: Ab wann werden Sie die Mehrwertsteuererhöhung an die Konzertbesucher weitergeben?

Ewald Tatar: Grundsätzlich muss der Gesetzgeber bestimmen, ab wann das gelten soll. Dass wir damit nicht happy sind, ist klar. Denn natürlich müssen wir diese Erhöhung der Mehrwertsteuer um drei Prozent weitergeben. Das heißt, jedes Konzertticket wird um diese drei Prozent teurer werden. Ab wann wir das tun müssen, entscheiden leider andere, die sich diese tolle Sache überlegt haben. Aber grundsätzlich bin ich natürlich schon auch froh, dass es nur eine Erhöhung von zehn auf 13 Prozent sind und nicht auf 20 Prozent, wie es ja auch schon einmal im Raum stand.

Sie sagen schon seit längerer Zeit, dass die Ticketpreise so hoch sind, dass eine Erhöhung nicht mehr verkraftbar ist. Wie schätzen Sie die Konsequenzen von dieser Erhöhung ein?

Dass wir auf dem Konzertmarkt definitv einen Einfluss haben. Drei Prozent sind Gott sei Dank nicht zehn Prozent. Aber es wird sicher eine Auslese geben. Ticketpreise sind wie schon in den vergangenen Jahren nach wie vor ein sensibles Thema. Und für uns halten wir den Ticketpreis ja auch gleich, für uns ändert sich nichts, die Nettoeinnahmen bleiben die selben. Aber das Ticket wird teurer und wenn der Künstler an den Einnahmen beteiligt ist, kann es schon sein, dass er bei der einen oder anderen Show weniger verdient, weil weniger Leute kommen. So wie es in Ungarn massiv zu bemerken war: Ministerpräsident Orban hat ja in Ungarn einen Mehrwertsteuersatz von 25 oder 23 Prozent für Tickets eingeführt. Da hatten die Einbußen von 50 bis 70 Prozent im Konzertgeschäft, da sind einige Tourneen an Ungarn vorbeigegangen.

Welche Künstler betrifft so etwas? Eher kleine oder eher große Acts?

Es betrifft im Prinzip alle. Aber alleine, wenn man sich die großen internationalen Shows anschaut, sind große Pop-Tourneen zu 60 bis 70 Prozent an Ungarn vorbeigelaufen.

Da reden wir von Künstlern wie Robbie Williams und Katy Perry.

Genau. Aber das passiert in Österreich sicher so nicht, weil es eben nur drei Prozent mehr sind. Aber es ist schon so, dass jeder Prozentsatz seine kleinen Auswirkungen hat. Wie stark das sein wird, das werden wir sehen.

Wie werden die Auswirkungen auf Österreich sein, werden da eher die kleineren oder eher die größeren Acts betroffen sein?

Das kann man nicht klassifizieren. Es gibt Acts, die man dann halt in kleinere Venues bucht, und hart kalkuliert - so, dass man in einem kleineren Venue finanziell durchkommt und der Künstler auch noch etwas dabei verdient. Aber wenn der sieht, jetzt fehlen mir trotzdem ein paar hundert Euro, kann es schon sein, dass da der eine oder andere Act wegfällt.

Aber die großen wird das bei uns nicht betreffen?

Es wird definitiv keiner sagen, er kommt nicht zu uns, weil wir 13 Prozent Mehrwertsteuer haben. Aber ein großer Stadion-Act spielt 30 Konzerte auf seiner Tour. Und wenn ihm auf seiner Deutschland-Tour, wo nur sieben Prozent Mehrwertsteuer eingehoben werden, einige 10.000 Euro oder sogar einige 100.000 Euro mehr bleiben, dann wird er die Deutschland-Show und nicht die Österreich-Show spielen. Es wird darauf hinauslaufen, wo ein Künstler mehr verdient - dort wird er dann spielen. Aber klar, Künstler wollen auch nach Österreich kommen und mögen es hier.

Haben Sie sich schon ausgerechnet, um welche Beträge es sich dabei bei Ihnen im Jahr handelt?

Nein, das habe ich mir noch nicht ausgerechnet. Das ist bei uns auch relativ schwer, weil es ein paar 100 Shows sind. Dazu gibt es die Festivals und alles mit verschiedenen Ticketkategorien. Als ich noch mit 20 Prozent gerechnet habe, habe ich das einmal anhand eines Nova-Rock-Festival-Passes festgemacht. Damit hätte der Pass nicht mehr 140 sondern knapp 155 Euro gekostet. Das wäre ein Riesensprung gewesen - eine Erhöhung, die ich mir beim Nova Rock in den letzten Jahren nicht zu machen getraut habe. Drei Prozent Erhöhung entsprechen einer normalen, alle zwei oder drei Jahre stattfindenden Festival-Pass-Erhöhung. Die kann ich für mich jetzt auslassen, weil die ergibt sich jetzt automatisch, und ich habe nichts davon.

Das heißt, dass Sie über weniger Einnahmen verfügen und weniger Kaufkraft haben, um Acts einzukaufen. Wen wird das treffen?

Das wird man dann individuell entscheiden. Beim Festival wird man sich das beim Headliner nicht überlegen können, da kann man nicht einsparen. Da wird man froh sein müssen, wenn man einen kriegt. Aber es wird definitiv die Bands im Mittel- und im Unterbau betreffen, wo man einsparen wird.

Welche Auswirkungen, glauben Sie, wird es auf das Verhalten der österreichischen Konzertgeher haben? Werden sich die Österreicher - wenn sie sich entscheiden müssen - eher nur die großen Stars anschauen und bei den kleineren und den Newcomern sparen?
Das ist das, was wir jetzt auch erst herausfinden müssen. Ich weiß es nicht. Aber prinzipiell weiß ich nicht, ob die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Eintrittskarten so viel bringt. Denn ich glaube schon, dass deshalb das eine oder andere Ticket nicht mehr gekauft wird. Und ob das unterm Strich Sinn macht, wird man in zwei, drei oder vier Jahren sehen. Ich glaube schon, dass es einige Konsumenten geben wird, die sagen, mir ist das jetzt wirklich zu teuer. Es wird bei uns nicht den Rieseneinbruch im Konzertgeschäft geben, aber es wird sicher Auswirkungen haben.

Haben Sie diesbezüglich schon Feedback von Konzertbesuchern?

Ich habe auf unseren Websites noch nicht nachgeschaut. Aber die Leute sind ja noch nicht unmittelbar betroffen. Und ich glaube, es ist ihnen auch noch nicht bewusst, was das heißt. Die Regierung hat zwar gesagt, es wird keine Massensteuer geben. Aber es werden 35 Millionen Konzerttickets in Österreich verkauft. Und jedes wird um drei Prozent teurer. Das trifft jeden. Was heißt da: ,Es gibt keine Massensteuer‘ ?