Kultur

Nimmermüder Rebell – trotzig und zornig

When I Was Young“. Mit Ironie hat Eric Burdon Mittwoch seine Europa-Tournee in Wien gestartet. Der 72-Jährige, weißhaarig und sonnenbebrillt, sieht aus wie ein leicht gealterter Ben Becker, lässt das Rüpelige allerdings nur akustisch anklingen.

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Keine Spur von Milde im vorgerückten Alter beim Zornbinkerl, das sich gern als nimmermüder Rebell geriert. Für einen Rock-Opa der Pioniergeneration ist der Mann – einst der Weiße mit der schwärzesten Stimme – erstaunlich vital. Da ist immer noch diese Schwere und Härte in der Kehle. „It’s My Life“ suggeriert Angriffslust. „Water“ bringt auch arthrotische Hüften wieder zum Schunkeln. Und Burdon schlägt dazu den Rhythmus auf dem Holzblock.

Bunt gemischt das Publikum: Die Youngsters gingen offenbar ein Fossil anschauen, und die Oldies sind geschockt: „Der sieht ja aus wie ich!“ Oder, wie einer sagt: „Die Musik macht noch immer geil.“

Sie setzt sich zusammen aus den Moll-Harmonien der Animals, dem leicht psychedelisch angehauchten Funk von War und einer ungebrochenen Blues-Obsession.

„Water“ fegt wie ein Wirbelwind durch die Arkaden. Nach dem Beat von „We've Gotta Get Out of this Place“ stellt John Lee Hookers „Crawling King Snake“ erdig klar: „Keep on crawlin' till the day I die ...“ Gefolgt vom funkensprühenden Klassiker „Before You Accuse Me“ von Burdons altem Helden Bo Diddley. Mitsingen ist unvermeidlich bei „Don’t Let Me Be Misunderstood“, dem 1964 entstandenen Bluessong, im Original von Nina Simone.

Es endet, wie’s begann: ironisch. Als Burdon in „House Of The Rising Sun“ die Lyrics-Zeile „Spend my life in misery“ variiert „ich verbringe mein Leben in einer Rock ’n’ Roll-Band und fahre von Hotel zu Hotel ...“

KURIER-Wertung: **** von *****