Erforschung des "Bildnis Gertrud Loew" abgeschlossen
Von Georg Leyrer
Was Raubkunst ist, scheint allzu klar – doch die detaillierte Erforschung, die Klärung der Anspruchberechtigten und damit der Abschluss von Restitutionsfällen gestalten sich oft schwieriger, als gedacht. Das zeigt sich etwa beim spektakulären Münchner Kunstfund: Rund 500 Werke der Sammlung Cornelius Gurlitts stehen nach Ansicht der Augsburger Staatsanwaltschaft unter Raubkunstverdacht. Gurlitts Anwälte gehen von einer viel geringeren Zahl aus. Dass die dementsprechenden Nachforschungen aber laut einer Übereinkunft Gurlitts mit der deutschen Regierung innerhalb eines Jahres abgeschlossen sein sollen, bezeichneten Restitutionsexperten jüngst gegenüber dem KURIER als realitätsfremd.
Mit gutem Grund, wie sich auch bei einer österreichischen Stiftung zeigt, deren Gründung im Herbst des Vorjahres für Aufsehen (und einen handfesten Streit inklusive Rücktritt im Leopold Museum) gesorgt hat. In die "Klimt Foundation" waren Werke aus der Sammlung Ucicky eingebracht worden.
Sofort war die Stiftung mit Raubkunstvorwürfen konfrontiert: Die Werke (darunter Klimts "Freundinnen I", siehe Bild) stammen von der 92-jährigen Witwe des unehelichen Sohns von Gustav Klimt, Gustav Ucicky. Ucicky war als Regisseur für NS-Propagandastreifen verantwortlich. Er kaufte Bilder seines Vaters an – die zum Teil aus "arisierten" jüdischen Sammlungen stammen könnten.
Ansprüche
Dass etwa das "Bildnis Gertrud Loew" belastet sein könnte, stellten die Stiftungsverantwortlichen an sich nicht in Abrede. Der mittlerweile verstorbene Sohn der Porträtierten, Anthony Stephen Felsövanyi, hatte Ansprüche angemeldet. Die Stiftung bekennt sich, wie es auch Gurlitt tut, zu "fairen und gerechten Lösungen" bei belasteten Werken – obwohl weder die eine noch die andere Privatsammlung rechtlich dazu verpflichtet wäre. Doch die Erforschung des Klimt-Werkes dauert länger als angenommen. Die Fragen rund um das "Bildnis Gertrud Loew" sollen "Ende des Jahres vom Tisch sein", sagte Stiftungsvorstand Peter Weinhäupl (kaufmännischer Direktor im Leopold Museum) im Oktober 2013 zum KURIER. Das ging sich nicht aus. Im Jänner hieß es, dass die Ergebnisse "noch im (eben zu Ende gegangenen, Anm.) ersten Quartal 2014" erwartet würden.
Auf Nachfrage nun hieß es von Seiten der Stiftung gegenüber dem KURIER, dass die beauftragten Provenienzforscherinnen am Freitag mit ihrem Dossier zum Bild fertig geworden sind. Damit ist die Erforschung der Provenienz des Bildes abgeschlossen, das Ergebnis ist aber nicht bekannt. Nun geht der Provenienz-Bericht an das inzwischen beauftragte Rechtsexpertenteam.
Sollte sich bestätigt haben, dass das Bild unrechtmäßig enteignet worden war, soll das Expertenteam eine Empfehlung abgeben, was mit dem Bild geschehen soll. Wie lange das Team für diese Empfehlung brauchen wird, kann aber „erst nach Übergabe des Dossiers konkretisiert werden“, hieß es von Seiten der Stiftung.