Kultur

Elvis Costello: Songs über die Liebe, Lügen und Betrug

Er springt auf die Bühne ins Rampenlicht, im dunklen Anzug mit Weste, mit der für ihn typischen Hornbrille und einem schicken hellen Hut auf dem Kopf.

Elvis Costello amüsierte sich bei seiner Solo-Show Samstag im Burgtheater, dass man ihn den "Mann mit den tausend Gesichtern" nennt. Nur über die Liebe will er diesmal singen. Und über Lügen, Träume, Betrug und Verrücktheiten.

Hunderte von Songs hat der Verwandlungskünstler des Pop seit den 70er-Jahren geschrieben, als er einer der Gründer der Punk- und New- Wave-Bewegung war: Live hat der 60-Jährige aus allen Phasen seiner langen Karriere etwas dabei: Zu erleben sind so u. a. mit "Poison Moon", dem Erstling im BBC-Radio, "Oliver’s Army" und mit dem ironischen "The Last Year Of My Youth" der zornige und der sanfte Costello, der ruppige Ska-Punk der 70er, aber auch der schmachtende Schnulzier der 90er.

Vielseitig

Den ältesten Song habe er "mit 17 begonnen und erst im Taxi hierher fertig geschrieben", witzelt der Tausendsassa. Und tritt an die Rampe mit dem Wunsch: "Ich will eure Gesichter sehen." Bei "Accidents Will Happen" muss das Publikum mitsingen bis es klingt "wie bei den Wiener Sängerknaben". "Veronica" entstand einst mit Paul McCartney, Charme hat Nat King Coles "Walking My Baby Home" ebenso wie "She" von Charles Aznavours und die Power-Ballade "Alison" vom Debüt- Album "My Aim Is True" (1977).

Dazu gibt’s trockenhumorig erzählte Anekdoten aus dem Leben mit seiner Frau Diana Krall und den gemeinsamen Zwillingssöhnen, sowie Geschichten über seinen Vater, der in den 60er-Jahren ebenfalls ein bekannter Sänger in England war. "Ich habe heute", sagt Costello plötzlich, "einen ganz besonderen Überraschungsgast mitgebracht: mich!"

Er, der noch immer selber sein liebster Gast ist, spielt das brüchige Timbre seiner Stimme mit unterschiedlichen Gitarrensounds und legt zu "Watching the Detectives" über ein gelooptes Grundriff lässig verzerrte Soli. Er spielt den rohen Sound seiner Komposition, kann solo Extreme ausloten – vom Krach der E-Gitarre bis zu sehr intimen Momenten. Und dass so eine Song-Fassung oft frischer und völlig anders klingt als jede andere Version vorher, das macht ihm so schnell keiner nach.

KURIER-Wertung:

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