Kultur

Eine mehr als würdige Würgerin des Languedoc

Ein Kind erzählt von seinem Sterben. Das heißt, im stadtTheater Walfischgasse tut's eine Ehrenamtliche vom Krankenhaus, die das Kind beim Sterben begleitet hat.

"Oskar und die Dame in Rosa" war 2003 ein Bestseller von Eric-Emmanuel Schmitt. Für die Bühne hat sich nun Film- und Fernsehstar Doris Kunstmann die Rolle der Oma Rosa zu eigen gemacht.

So nennt sie Oskar, weil ihr Spitalskittel diese Farbe hat. Ansonsten ist die Dame nämlich weniger lieblich - als ehemalige Catcherin, Künstlername: Würgerin des Languedoc. Mit ihrer unverwechselbar rauchig-tiefen Stimme ist die Kunstmann perfekt dafür, mit Schnurren aus dem Wrestlingring zu unterhalten.

Oskar braucht Unterhaltung. Die Eltern können ihm, dem Leukämie das Leben nimmt, nicht mehr unbefangen begegnen. Die Ärzte sowieso nicht. Kunstmann spielt auch sie. Und Oskars Freunde: den schwerstverbrannten Bacon, den dicken Popcorn, Wasserkopf-Einstein ...
Livezeichnerin Sabine Effmert wirft die Figuren mit kühnem Strich an die Wand. Sie schreibt auch in Kinderschönschrift Briefe. Rosa rät Oskar, sich mit ihnen an Gott zu wenden. Durch sie eine Geschichte zu haben, die er nie haben wird. Memoiren. Jeder Brief gilt für zehn Jahre.

Rührend ist das. Poetisch.

Kunstmann zielt nicht aufs Herz, sie marschiert mitten durch. Wie sie das zu Sagende mit Humor sagt, macht erst möglich, dass man's aushält. Durch den Kunstgriff als Oma Rosa, nicht als Oskar zu sprechen, entzieht sich ihr Abend einem Vorwurf, der dem Roman gemacht wurde: Dass ein Zehnjähriger keine so elaborierte Sprache hätte.
Beim Hingehen Taschentücher nicht vergessen.

KURIER-Wertung: **** von *****