Kultur

Ein paar Dilettanten bei der Kunst des Lügens

Als Lügner sind sie alle keine Profis, obwohl sie es permanent tun in "Halbe Wahrheiten": Zwei Paare. Das eine, Ginny und Greg, jung, frisch verliebt und noch nicht verheiratet, das andere, Sheila und Philip, seit Jahren im Stand der Ehe befindlich und von der Zweisamkeit etwas gelangweilt.

Der gesellschaftskritische Komödienklassiker von Alan Ayckbourn, dem laut Economist "populärsten Gegenwartsdramatiker Großbritanniens", hat am Mittwoch Premiere im stadtTheater walfischgasse.

Dabei geht es um das Lebensthema des zweifach geschiedenen Bühnenautors: Beziehungen zwischen Frauen und Männern, ihre Ehen, ihre Untreue, ihre Krisen.

"Bestechend ist vor allem die Situationskomik", sagt Direktorin Anita Ammersfeld im KURIER-Gespräch.

Nach etwa eineinhalb Jahren steht sie in dieser Eigenproduktion – neben Sophie Prusa, Hubsi Kramar und Matthias Franz Stein – wieder selber auf der Bühne:

"Das geht sich nicht so oft aus durch die Doppelbelastung. Es ist nicht leicht, mich auf die Rolle zu konzentrieren und den Theaterbetrieb nicht zu vernachlässigen. Aber während der Proben habe ich Büroverbot. Und meine Mitarbeiter sind da sehr streng mit mir."

Situationskomik

Das Verwirrspiel in Szene gesetzt hat die gebürtige Osnabrückerin – und Ehefrau von Cornelius Obonya – Carolin Pienkos, die auch schon die Regisseurin der Erfolgsproduktionen "Revanche", "Der Vorname" und "C(r)ash" in der Walfischgasse war.

Ammersfeld: "Unsere erfolgreichste Eigenproduktion bisher war mit Abstand Rupert Hennings Auftragsstück ,C(r)ash‘ mit Cornelius Obonya in der Hauptrolle."

Alle Inhalte anzeigen
Gefolgt von Harold Pinters ,Betrogen‘ in der letzten Saison und Yasmina Rezas bitterböse Komödie ,Der Gott des Gemetzels‘ als Gastspiel derKomödienspielePorcia."

Das 2005 eröffnete Stadttheater lebt nach wie vor mit nur sehr geringer öffentlicher Unterstützung. Ammersfeld: "Wir bekommen eine Förderung der Stadt Wien, die ungefähr ein Sechstel unseres Jahresbudgets beträgt. Alles andere müssen wir selber erwirtschaften." Und der Zuspruch des Publikums ist enorm mit rund 40.000 Besuchern pro Jahr.

Mangel macht kreativ

Wenn VBW-General Thomas Drozda stolz darauf verweist, dass die Subvention je Besucher bei den Vereinigten Bühnen Wien mit 60 € deutlich niedriger sei als etwa bei den Bundestheatern mit knapp 110 € oder bei den Vereinigten Bühnen Graz (123 €), kann Ammersfeld nur bitter lächeln: "Nur zum Vergleich: Bei uns beträgt der Zuschuss pro Platz umgerechnet auf die Besucherzahl, 7,2 Euro."

Das führe wiederum zu einer gewissen Kreativität: Keinen Schnürboden, keine Senk-, Dreh- und Seitenbühne und keine große Bühnentiefe zur Verfügung zu haben, und trotzdem Schauplätze wechseln zu müssen, ist eine große Herausforderung für die Bühnenbilderin und die Regisseurin.

Also gilt das "Prinzip Trotzdem": Einen tollen Theaterabend zu schaffen ohne große technische Voraussetzungen, sei die wahre Kunst. "Und ich bin", so Ammersfeld "sehr streng, was die Einhaltung der Budgets betrifft."

INFO: Vorstellungen u. a. am 9., 13., 14., 19., 20., 26. u. 29. 3. (20 Uhr) Karten 01 /512 42 00 www.stadttheater.org