Kultur

Ein Gemälde mit Tanzenden, die brennen

Daniel Woodrell ist wieder in der Gegend unterwegs, wo Monster andere Scheusale schaffen: im unbekannten, dunklen Missouri. Hier lebt der 60-Jährige und hat sich damit abgefunden, zu den amerikanischen Hinterwäldlern zu gehören. Johnny Cash könnte zu den höllischen "Country noir"-Romanen letzte Lieder singen.

"In Almas Augen" ist zunächst verwirrend. Mosaikartig wird erzählt, über Jahrzehnte hinweg, das Personal in der Kleinstadt ist groß, und dann macht Woodrell noch dazu gern Klammern, in denen er uns noch das eine und andere Geheimnis bekannt gibt (weil bei nur knapp 200 Seiten muss er stark eindampfen, Klammer zu).

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Aber rasch merkt man: Auf diese Art entstehen Bilder, die sich einbrennen. Sie zeigen Armut und Reichtum, Neid, Dummheit, Gier, Liebe, Feigheit ...

Das größte Bild ist der in Flammen stehende, explodierende Tanzsaal an einem Sommerabend 1929. Es verloren 42 Tanzende ihr Leben.

Gleich war klar, dass es sich um ein gelegtes Feuer gehandelt hatte. Aber die Ermittlungen wurden eingestellt, und die Einzige, die der Wahrheit auf die Spur kommen wollte – die Dienstmagd Alma, deren Schwester unter den Toten war – wurde wegen ihrer Fragerei gemobbt, ausgegrenzt, arbeitslos gemacht. Ein wundes Reh, das höher sprang als alle: Als alte Frau mit märchenhaft langem Haar ist sie das zweite große Bild. Alma wird uns verraten, wie es zur Katastrophe kam; und wenn man will, ist das ein Krimi.

KURIER-Wertung:

INFO: Daniel Woodrell: „In Almas Augen“. Übersetzt von Peter Torberg. Liebeskind Verlag. 192 Seiten. 17,40 Euro.