Kultur

Ed Sheeran beim Frequency: "Perfect" sorgt für perfekte Momente

„Kein einziges Ticket wurde zurückgegeben. Kein einziger hat nach der Absage der Taylor-Swift-Konzerte wegen eines dort geplanten Terroranschlages, diesbezügliche Befürchtungen oder Reaktionen darauf an uns herangetragen“, sagt FM4-Frequency-Veranstalter Harry Jenner – nicht ohne Stolz auf sein „tolles“ Publikum.

Lauer Abend

So startete das Festival Mittwoch um 15:00 Uhr mit dem Country-Pop der Amerikanerin Dasha und einem rundum entspannten Publikum. Die gnädigen Wolken trugen das Ihre bei, milderten kurz nach Beginn die Hitze, die bei der Anreise herrschte, entluden sich aber nicht über St. Pölten und leiteten in einen angenehm – im Vergleich zu den Vortagen – kühlen Abend.

Der Fokus dieses Auftakttages, der extra für Ed Sheeran zusätzlich angesetzt worden war, lag dem entsprechend mit Acts wie David Kushner und Calum Scott auf Singer/Songwriter-Sounds. Es machten dazwischen aber auch der Techno-DJ Regard und der Schlager-Rapper Tream gut Stimmung.

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Aber die meisten der 45.000 Besucher dieses Tages sind nur wegen Ed Sheeran gekommen. Er startet mit seinem Hit „Castle On The Hill“, klingt dabei sofort wie eine komplette Rockband, obwohl er mit einem Keyboard und seiner Akustikgitarre alleine auf der Bühne steht. Für alle , „die noch nie ein Konzert von mir gesehen haben“, demonstriert er vorab, wie er das mit seiner Loop-Station macht: „Jeder Ton wird live gespielt, aufgenommen und wiederholt, aber danach wieder gelöscht. Jeder Song klingt jeden Abend anders.“

Gleich zeigt er mit „Shivers“, wie virtuos er den Umgang mit der Loop Station beherrscht. Der Aufbau einer rhythmischen Basis zum Beispiel mit Klopfen auf den Gitarrenkörper oder mit dem Schnalzen der Zunge ist nahtlos in die Songs integriert, Sheeran kommt innerhalb weniger Sekunden zu seinem „Bandsound“, ist dabei mit jeder Faser seines Körpers im Rhythmus, mit jedem Funken Lebenskraft in der Performance und rundum glücklich, wie man an dem permanenten Strahlen in seinem Gesicht erkennen kann.

Frequency-Veteran

Mit dem Song „The A Team“ erinnert er daran, wie er in Pubs begann, und vor vielen Jahren schon einmal beim Frequency aufgetreten war (2012 und nicht 2011, wie er behauptet) und damals dachte, dass er nur diesen einen Hit haben werde. Zwölf Jahre später sind es mindestens sechs Welthits, die er nach St. Pölten mitgebracht hat. Und er spielt sie alle. Die Balladen „Picture“ und „Thinking Out Loud“ und natürlich „Shape Of You“ (Nummer-1 in 34 Ländern der Erde).

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Der absolute Höhepunkt im Mittelteil ist aber „Perfect“. Alle sollen die Liebesballade mitsingen, sagt Sheeran, es müssen gar nicht die richtigen Töne sein, wenn sie nur laut rausgebrüllt werden. Aber zum Grölen ist dem österreichischen Publikum diese Songperle zu schade (und der Alkoholpegel am Starttag vielleicht noch zu niedrig). Der Massenchor klingt beeindruckend gut.

Zwischen die ruhigen Songs schiebt der 33-Jährige, der Rap genauso liebt wie Pop, einige seiner Hip-Hop-Songs. Faszinierend ist, wie mühelos er dabei die Elektronik-Beats der Alben auf der Bühne auf Gitarre, Keyboard und Loop Machine umlegen kann. Besonders eindrücklich gelingt das mit dem rasenden „You Need Me, I Don't Need You“ gegen Ende. Und mit „Bad Habits“ verabschiedet sich Sheeran dann auch schon wieder – vom Gefühl her viel zu früh.