Die Hektiker: Vier Erzbengel der Spaß-Anarchie
Es ist unglaublich, was in diesem Land einmal an Wahnsinn, Blödsinn und auch Schwachsinn in der Radio- und Fernseh-Unterhaltung möglich war:
Beim Rückblick der Kabarettgruppe "Die Hektiker" auf 35 Jahre Spaß-Anarchie Donnerstag im Globe Wien in Neu Marx wird das Erfolgsrezept von damals rasch klar: Frechheit siegt. Und Chuzpe war immer dabei.
Vier in die Jahre gekommene und zum Teil auch schon ergraute Herren – Florian Scheuba, Werner Sobotka, Wolfgang "Fifi" Pissecker und Viktor Gernot (seit 1994 dabei) – erinnern sich, wie alles begann 1981 im Bundesgymnasium Mödling – offenbar ein Biotop für kreativ Goscherte: Als ein paar aufgeweckte und aufmüpfige 17-Jährige unbekümmert drauflosgespielt haben, worauf sie gerade Lust hatten.
Die längst arrivierten Kabarettisten erzählen von einem Auftritt mit acht Leuten: vier auf der Bühne und vier im Publikum. Einmal stehen sie bei einem Open Air wegen meteorologischer Schlechtwetterlage bei einem Sketch überhaupt nur vor drei Hunden.
Rückblick mit Gags
Es gibt nichts Gnadenloseres als ein Archiv. Die einen stellt es bloß mit Bildern, die sie schon vergessen oder verdrängt haben. Bei den anderen erzeugen sie Lachtränen der Schadenfreude.
Es amüsieren bei den Video-Zuspielungen vor allem die Geschmacksverirrungen der 80er-Jahre-Mode.
Es erstaunt die Zeitlosigkeit mancher Uralt-Nummern, die heute immer noch wie damals funktionieren. Und es stellt sich reflexartig Fremdschämen – nein: Entsetzen – ein bei der unüberbietbaren Peinlichkeit der Figuren etwa beim Sketch "Die Wiener Fremdenfreunde" oder "Der Übersetzer".
Die alten Hüte, frisch aufgebürstet, haben doch noch Glanz, auch wenn einem gelegentlich das Lachen im Hals stecken bleibt.
Neben Anekdoten, Erinnerungen, Falco- und Zilk- Parodien, Spitzen u. a. gegen Fiona Swarovski und einer Szene aus der Serie "Die kranken Schwestern" schmalzt Viktor Gernot augenzwinkernd seinen Evergreen "Weil i a Oaschloch bin". Pissecker im roten Stretch Body – mit seinen Brustwarzen auf Freiluft – lässt die Damen johlen. Ehe – vor den Zugaben – die Schlager-Veräppelung "Ich scheiß dir ins Hirn" das Best-of beschließt.