Kultur

"Wie wird man Deutschrap-Dinosaurier?"

Seit 15 Jahren gehen sie uns mit dieser Altersfrage auf die Nerven. Und jetzt antworten wir drauf!" Smudo, einer der Rapper der Fantastischen Vier, grinst zufrieden.

Denn natürlich ist "Das Spiel Ist Aus", ein Song des Freitag erscheinenden neuen Albums "Rekord", eine humorvolle Antwort auf die – zum 25-jährigen Jubiläum noch häufiger gewordene – Journalistenfrage nach der Lebensdauer der Band: Michi Beck spielt in dem Song den Alzheimerkranken, der zwar nicht mehr weiß, wer er ist, aber mit Hilfe von Pillen, Brillen und Rollstuhl wie besessen an neuen Beats bastelt.

"Früher hieß es, wann werdet ihr endlich erwachsen", erklärt Smudo. "Und jetzt: ihr seid alt. Und das dazwischen waren wir irgendwie nie? Aber egal – jedenfalls dachten wir darüber nach, dass wir die erste Rapband sind, die wirklich alt wird und das noch immer macht. Und die Antwort auf ,Wie lange noch?’ ist: ,Bis wir nicht mehr können – und darüber hinaus! Das heißt, wir müssen lernen, wie man Deutschrap-Dinosaurier wird. Und wie geht das? Das haben wir uns vorgestellt, uns kaputt gelacht und den Song gemacht."

Kinder & Familie

Auch wenn Smudo richtig feststellt, dass sie im Vergleich mit den 70-jährigen Rolling Stones als Mittvierziger noch ewig Zeit haben, sind das Älterwerden und die Familien schon Themen, die sich auch in anderen Songs von "Rekord" widerspiegelt. Mit "Gott ist mein Zeuge" hat Thomas D. eine wunderschöne Ballade über seine Kinder geschrieben. Und Smudo beleuchtet mit "Frieden Wie Denn" eine Beziehung in der fortgeschrittenen Phase, wenn der Rausch der beginnenden Romanze verflogen ist und man sich nichts mehr zu sagen hat. Die Idee dafür hat er von der TV-Serie "How I Met Your Mother". „Eine Folge hörte damit auf, dass Ted Mosby vorm Haus seiner Ex-Freundin steht, die ihm in ihrer Wut von oben seine Sachen runter schmeißt – lauter Symbole aus seiner Vergangenheit. Und nebenher lief eine Blues-Ballade von Creedence Clearwater Revival aus den 70er-Jahren. Das hat mich so gepackt, dass ich mir daraus einen Loop gebastelt habe und darauf in einer Nacht den Song geschrieben habe. Das ist sonst nicht mein Tempo, aber kurz vor Abgabeschluss ging es dann doch.“

So kreativ war der 46-Jährige, der mit seiner Frau Esther und den Töchtern Amy und Olga in Hamburg lebt, zu Beginn der Aufnahmen für "Rekord" nicht. Da litt er an einer Schreib-Blockade. Über die Gründe dafür kann Smudo nur mutmaßen: "Vielleicht lag es daran, dass es das erste Mal war, dass ich mit voller Familie geschrieben habe und tagsüber diesbezüglich Verpflichtungen habe. Denn ein Album zu machen hat viel damit zu tun, dass man sich auf sich selbst besinnt. Wenn wir aber eingespannte Familienmenschen sind, ist die Zeit dafür natürlich stark eingeschränkt. Ich habe dann angefangen, Nachts zu schreiben. Dann ging es wieder."

Wie es schon Tradition ist, waren die Fantastischen Vier auch für "Rekord " wieder auf Schreibklausur im Haus eines Freundes in Egg in Vorarlberg. "Aber keine ganze Woche mehr. Nur mehr von Freitag bis Montag – das war mit den Familien kompatibel."

Das Resultat ist eine Platte, mit der die vier Musiker einmal mehr das Spektrum für die musikalische Basis ihrer Raps erweitert haben, stilistisch mehr Live-Instrumente einbringen und Versatzstücke von Rock bis Jazz zu einer unterhaltsamen Reise durch ihre Welt zusammenschweißen.

TERMINE: ServusTV zeigt heute um 20.15 Uhr die Doku "Die Fantastischen Vier X 4" von Rudi Dolezal. Am 9. Jänner kommen die Rapper zum KURIER-Konzert in die Wiener Stadthalle. Karten gibt es unter 01 /96 0 96 oder www.oeticket.com.