Kultur

Die DJ-Szene: Reich – und gar nicht mehr so jung

„Das ist wirklich verrückt“, sagte David Guetta im November. Damit meinte er nicht seinen Erfolg, oder die Ablehnung, die seiner Musik und der EDM im Allgemeinen oft entgegenschlägt, obwohl (oder weil) sie so erfolgreich ist. Guetta meinte etwas viel simpleres: Dass er selbst, der Inbegriff des Gutelaune-Lieferanten für Junge und Junggebliebe, schon 50 Jahre alt geworden ist.

Denn einer der vielen Mythen, die die DJs umranken, ist, dass diese blutjung seien – was längst nicht mehr der Fall ist: Die vielfältige Szene, die selbst schon viele Jahrzehnte auf dem Buckel hat, ist mit dem Erfolg gealtert. Die DJ-Kultur reicht bis in die 1970er zurück, richtig groß geworden ist sie mit dem Techno in den 1990ern. Die aktuelle EDM-Ausformung ist auch bald ein Jahrzehnt alt.

Dementsprechend nicht gerade im Boy-Band-Alter sind ihre erfolgreichsten Vertreter: Calvin Harris, bestverdienender DJ 2017 mit 48,5 Millionen Dollar, ist 34; der mit 39 Millionen zweitplatzierte, Tiësto, aber schon 49. Steve Aoki ist auch schon 40 (und verdiente fast 30 Millionen), Diplo streifte 39-jährig 28 Millionen ein, gefolgt eben vom 50-jährigen Guetta (25 Millionen).

EDM als Geschäft

Die dazugehörige Musik, EDM (Electronic Dance Music), boomte zu Beginn des Jahrzehnts: Ihr Marktanteil hat sich von 2012 bis 2017 fast verdoppelt, auf zuletzt 7,4 Milliarden Dollar weltweit. Das Wachstum flaute zuletzt zwar ab. Aber der Musik kommt zu Gute, dass sie durch ihre rasante Aufmerksamkeitspolitik extrem Streaming-tauglich ist. Und auch in gesättigten Märkten wie den USA und Europa ist EDM ein Genre, das medial zwar unter der Wahrnehmungsschwelle blieb – den musikalischen Alltag aber zunehmend bestimmt hat.