Die aktuelle dunkle Seite
Von Peter Pisa
Spätestens, wenn der für Europa zuständige Ober-Molch (der "Chief Salamander") im Radio eine Ansprache hält, denkt man an Nationalsozialisten und selbst verschuldeten Untergang.
"Ihr habt uns gewollt", sagt er mit quäkender Stimme. "Ihr habt uns über die ganze Welt verbreitet. Nun müsst ihr mit uns rechnen. Ihr werdet uns Sprengstoff liefern. Ihr werdet uns Torpedos liefern ..."
Es folgt Unterhaltungsmusik, der Salamander-Dance zum Beispiel.
Man konnte den tschechischen Schriftsteller Karl Čapek (1890–1938) mit der Bemerkung ärgern, "Der Krieg mit den Molchen" – am Vorabend des Zweiten Weltkriegs geschrieben – sei ein utopischer Roman:
"Es gibt hier keine Utopie, sondern nur die Gegenwart!"
Eine Wucht
Die dunkle, gierige Seite ist immer aktuell. Und die Klimakatastrophe steckt auch schon im Buch ... das spottet und beißt und noch immer in vielen Bibliotheken fehlt. Soeben ist der Nachdruck der alten ostdeutschen Ausgabe erschienen. Grafisch – typografisch eine Wucht. Hans Tichas Illustrationen sind Zugabe, nicht bloß in Bilder umgesetzter Text.
Warum hat man die Molche nicht in Ruhe gelassen, draußen im Meer bei Sumatra? Sie brachten Geld. Sogar an den Börsen wurden sie gehandelt. Waren ja gute Arbeiter. Gruben den Menschen allerdings das Land ab, weil sie Platz brauchten. Sprengten die Küsten.
"Und jetzt spielen wir euch den letzten Schlager ..."
Karel Čapek:
„Der Krieg mit den Molchen“
Übersetzt von Eliška Glaserová.
Illustriert von Hans Ticha.
Edition Büchergilde.
328 Seiten. 25,70 Euro.
KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern