Dido: Ehrlich und verspielt
Ein Riesenspaß", sagt Dido, seien die Aufnahmen zu ihrem am Freitag erscheinenden vierten Album "Girl Who Got Away" gewesen. "Ich habe mich dabei wie damals gefühlt, als ich Ende der 90er-Jahre das Debüt ,No Angels' aufgenommen habe", erklärt sie im Interview mit dem KURIER. "Ich habe nicht viel darüber nachgedacht, einfach gemacht, was mir in den Sinn gekommen ist - wie eben bei "No Angels". Es fühlte sich sehr frei an, weil ich die Gedanken daran, wie die Leute reagieren werden, sehr gut ausblenden konnte. Ich kann einfach keine Songs schreiben, wenn ich wie beim dritten Album im Hinterkopf habe, dass Leute sie hören werden! Dann habe ich immer das Gefühl, dass mir jemand über die Schulter schaut und kann nicht ehrlich sein."
Wegen der wieder gewonnenen Offenheit wird Dido in den neuen Songs zwar nicht ausdrücklich politisch, beschreibt aber in "No Freedom" klar ihr Weltbild und macht sich in "Day Before We Went To War" über die Ziele und Zielsetzungen der Kampfflugzeuge Gedanken, die an einem perfekten Sommertag über ihren Garten donnerten. Und im Titelsong "Girl Who Got Away" erinnert sie sich an die Teenager-Zeit, in der sie sich ausgeschlossen fühlte und von den Mitschülern schikaniert wurde.
"Gott sei Dank hatte ich damals schon die Musik", sagt die 42-Jährige, die als Kind klassisches Klavier und Geige spielen lernte. "Denn damals fühlte es sich fast an, als hätte ich zwei Leben. Das in der Schule und das zu Hause, wo ich in die Welt die Musik abtauchen und mich sicher fühlen konnte. In der Schule dachte ich immer, ich könnte ein ganz anderes Leben haben, dass ich dort völlig falsch am Platz war." Mittlerweile hat Dido ihren Platz im Leben gefunden.
Seit sie Ende der 90er-Jahre auf Drängen ihres Bruders Rollo, dem Mastermind der Trip-Hop/Dance-Band Faithless begann, nicht nur bei Faithless im Background zu singen, sondern auch Solo-Alben zu veröffentlichen, hat sie 29 Millionen Tonträger verkauft. Und seit einigen Jahren ist Dido Florian Cloud de Bounevialle O'Malley Armstrong endlich auch privat glücklich. Im Sommer 2011 bekamen sie und Gatte Rohan Gavin Nachwuchs. Einen Song für Söhnchen Stanley sucht man auf "Girl Who Got Away" aber vergeblich: "Ich weiß auch nicht, wieso. Vielleicht ist es einfach eine viel zu große, überwältigende Sache, ihn in meinem Leben zu haben, dass ich nicht darüber schreiben konnte. Noch nicht. Aber ich bin sicher, das kommt noch. Irgendwann bekommt Stan seinen Song!"