Deutscher Buchpreis an Frank Witzel
Von Peter Pisa
Der angeblich beste deutschsprachige Roman 2015 ist ein Überraschungssieger – das verrückteste, maßloseste und deshalb spannendste Buch (und deshalb der sehr persönliche „Liebling“ von den sechs Nominierten): „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“ (Matthes & Seitz Verlag) vom 60-jährigen Frank Witzel aus Offenbach am Main.
Schon der Titel zeigt, wie gewaltig der Roman ist. Ein Tsumani. Ein verunsicherndes Durcheinander auf 800 Seiten über die deutsche Provinz der Sechzigerjahre.
Hauptfigur ist, wie im KURIER berichtet, ein 14-Jähriger. Er spielt mit Manderln: Gudrun Ennslin ist eine Indianersquaw aus braunem Plastik, Andreas Baader ist ein Ritter mit schwarzer Rüstung. Ist der Bub schon Terrorist? Die echte RAF gibt es zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht.
Witzel (der auch Musiker ist) in seiner Dankensansprache am Montag in Frankfurt: „Als ich mit dem Roman fertig war, wusste ich nicht, ob mir da was geglückt war oder ich mich verrannt habe.“
Geglückt. Eindeutig geglückt. Der Deutsche Buchpreis ist mit 25.000 Euro dotiert.
PS: Der Berliner Ralf Rothmann hat sich mit seinem Antikriegsroman „Im Frühling sterben“ nicht für den Preis beworben. Trotz Aufforderung der Jury (der Salzburgs Festspiel-Indentant Markus Hinterhäuser angehört, der – auch – Leser ist). Rothmann wollte da einfach nicht „mitspielen“. Man wird auch ihn lesen müssen.
Österreicher fordern eigenen Preis
Weil österreichische Schriftsteller ausgesprochen selten in Frankfurt „etwas reißen“ – allein der Vorarlberger Arno Geiger siegte 2005 –, fordern heimische Autoren seit Montag einen Österreichischen Buchpreis.
Die Initiative geht von kolik-Herausgeber Gustav Ernst und von Gerhard Ruiss, Sprecher der IG Autorinnen Autoren, aus. Der nationale Preis könnte während der Buch Wien verliehen werden – was gut passen würde, weil diese Buchmesse (auch wenn’s die Veranstalter ungern hören) ja auch bloß ein lokales Ereignis ist.