"Destroyed": Alles neu bei Moby
Eines der Fotos, das Moby für das Booklet der Extended Version seines neuen Albums "Destroyed" geschossen hat, könnte vom Wiener Flughafen stammen. Es könnte aber auch einer in Deutschland sein. Oder der in Salzburg. Der 45-Jährige New Yorker weiß es nicht mehr. Was, wie er im KURIER-Interview erzählt, genau die Pointe ist.
"Nachdem ich seit 35 Jahren fotografiere, wollte ich auf meiner letzten Tour nicht nur Songs schreiben, sondern dieses eigenartige Tourleben mit meiner Kamera dokumentieren", sagt er. "Denn dabei lebst du in einer Blase. Egal, ob in Wien, Argentinien oder Australien - Publikum, Flughäfen und Hotels sehen überall gleich aus. Du bekommst nie einen Eindruck von dem Ort an dem du bist. Du fliegst 10.000 Kilometer, landest in einem anderen Erdteil und deine Umgebung sieht genauso aus, wie die, die du gerade verlassen hast."
"Destroyed" Hör- und Sehbar
Austauschbar Deshalb erscheint parallel zum Album "Destroyed" ein gleichnamiges Fotobuch, das diese Austauschbarkeit der Orte reflektiert. Und - wie die Songs des Albums - die einsamen Momente des Tour-Lebens. Allerdings weit weniger melancholisch als früher.
Das liegt an seiner Schlaflosigkeit. "Wenn du um vier oder fünf in der Früh in einem Zimmer sitzt, nicht schlafen kannst und durch das Fenster auf eine leere Stadt starrst, hat das auch etwas sehr Beruhigendes. Ich fühle mich dann nicht einsam. Ich bin ganz gerne alleine. Ich bin als Einzelkind aufgewachsen, ich lebe ohne Partnerin und bin damit zumeist zufrieden. Einsamkeit überkommt mich nur, wenn ich zu viel alleine bin."
Früher, sagt er, habe ihm die Diskrepanz zwischen 50.000 jubelnden Fans und einem leeren Hotelzimmer mehr zugesetzt "Deshalb war ich jede Nacht auf Partys. Weil ich dabei aber zu
viel getrunken habe und es schon ungesund wurde, ziehe ich mich jetzt zurück und lese oder arbeite an Songs."
Oder auch an Instrumentalstücken. Auf "Destroyed" gibt es weniger Text als auf Alben wie "Hotel" oder dem Klassiker "Play".
"Obama ist ein sehr guter Präsident"
Liegt das daran, dass dem politisch engagierten Musiker mit der Präsidentschaft von Obama der Lieblingsgegner Bush abhanden gekommen ist? "Nein, denn ich kann meine Standpunkte leider nicht in Songs packen. Ich habe es probiert, aber ich bin einfach nicht gut darin, so tolle politische Songs wie Joe Strummer oder John Lennon zu schreiben. Aber wenn ich es könnte - ich hätte bestimmt weniger Anlass, denn ich halte Obama für einen sehr guten Präsidenten."
Die allgemeine Enttäuschung seiner Landsleute über Obama kann er nicht nachvollziehen: "Sie erwarten, dass er Pop-Star, Messias und Vaterfigur in einer Person ist. Aber er ist nur ein Politiker. Wenn ich mir anschaue, welche Gesetze er bisher durchgebracht hat, muss ich sagen, er macht eine langsame Politik, die auf Geduld baut. Aber wenn du ein Haus von Grund auf sanieren musst, musst du es eben genau so angehen."
Kurzbio: Veganer Linker zwischen Techno & Songs
Karriere: Moby lernte klassische Gitarre, spielte in Punkbands und arbeitete als DJ . Auf der zehn Millionen Mal verkauften CD "Play" (2001) verschmolz er Techno und Songwriting.
Engagement: Moby lebt vegan und arbeitet als "Linker" mit den Organisationen "Move On" und "The Humane Society". Auf mobygratis.com bietet er Filmstudenten kostenlos Musik an.