Der Wettbewerb um den Rausch
Von Daniel Voglhuber
Ob die vorgetragenen Werke der Autoren zum Literaturpreis Floriana auch so exzessiv und voll bepackt mit Drogen sein werden wie Hunter S. Thompsons Schlüsselroman „Fear and Loathing in Las Vegas“ aus dem Jahr 1971, ist noch nicht bekannt. Sicher jedoch ist, dass das Thema der diesjährigen Veranstaltung, „Literatur und Rausch“, Spannendes verspricht. Von Freitag, 9., bis Sonntag, 11. November, präsentieren neun Teilnehmer, die sich unter den 153 Einreichungen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz durchgesetzt haben, im Stift St. Florian bei Linz ihre Texte vor der Jury. Mit dem Linzer Stephan Roiss und Florian Neuner, einem gebürtigen Welser, stellen sich in diesem Jahr auch zwei Oberösterreicher der Herausforderung.
Erotik
„Dabei sind 153 Texte noch relativ wenig. Als wir das Thema Literatur und Eros hatten, bekamen wir rund 450 Arbeiten zugeschickt“, sagt Klaus Liedl, Bildhauer und Organisator der Biennale, die heuer ihr zehnjähriges Jubiläum feiert. „Da war allerdings ziemlich viel Mist dabei, viel Pornografie und nichts sagendes Klumpert.“
Warum es bei dem Thema Rausch letztendlich weniger Einsendungen gab, liegt in Liedls Augen in einer zu eingeengten Betrachtungsweise. „Rausch kann ja Tatendrang oder Arbeitsrausch miteinschließen und eben nicht nur Alkohol.“ Erlaubt sei alles, was geschrieben ist. „Das reicht von Prosa über Lyrik bis hin zu Drehbüchern. Und damit sind wir bislang sehr gut gefahren“, meint Liedl, der sich gemeinsam mit seiner Gattin Charlotte um die Veranstaltung kümmert.
Eröffnet wird die Floriana am Freitag, dem 9. November, mit einem Gespräch zwischen Peter Huemer und dem „vagabundierenden Kulturwissenschafter“ Roland Girtler über „Rotwelsch – Die alte Sprache der Gauner, Dirnen und Vagabunden“. Am Sonntag vergibt die fünfköpfige Jury, in der unter anderem die Schauspielerin Mercedes Echerer oder der Musikwissenschaftler Otto Brusatti sitzen, die mit insgesamt 14.000 Euro dotierten Preise
Kapazunder
Damit zählt die Floriana neben dem Bachmann-Preis in Klagenfurt und den Rauriser Literaturtagen zu den „großen drei“ der österreichischen Festivals. „Wir hatten vom Start weg wirkliche Kapazunder bei uns“, sagt der Organisator nicht ohne Stolz. Gleich beim ersten Wettbewerb 1993, der im Zuge der 500-Jahr-Feierlichkeiten zur Markterhebung St. Florians ins Leben gerufen wurde, gingen die ersten Plätze an Gert Jonke und Sabine Scholl. Und generell habe der Preis bei Autoren einen hervorragenden Ruf. „Josef Winkler ist ein großer Freund der Floriana. Er sagte mir einmal, dass er keine Veranstaltung kennt, wo die Qualität der Texte so hoch ist wie bei uns.“
Eine Niederlage und ein Triumph für Franzobel
Die Liste der Gewinner der Floriana liest sich wie ein Who’s who des heimischen Literaturbetriebs. Bei der ersten Biennale 1993 holte sich der 2009 gestorbene Bachmann-Preisträger Gert Jonke den Sieg. Mit Franzobel heimste ein weiterer Gewinner der Tage der deutschsprachigen Literatur den 1. Preis in St. Florian ein. „Wobei es für ihn zuvor eine Niederlage gab“, sagt Organisator Klaus Liedl. „Nachdem er in Klagenfurt gewonnen hatte, glaubte der Autor, er liest und siegt. Das war aber nicht so. Beim nächsten Mal reichte er wieder ein und war erfolgreich.“
Ein ähnliches Erlebnis habe es mit Josef Winkler gegeben, der kurz vor der Veranstaltung nicht um die Wette lesen wollte, bei der folgenden Floriana aber mit dem ersten Platz nach Hause ging. Außerdem wurden Sabine Scholl oder Lydia Mischkulnig ausgezeichnet. Vor zwei Jahren ging der Sieg an den Tiroler Künstler Robert Prosser.