Kultur

Der Verwalter von Maria Lassnigs Erbe

Zur steirischen Kulturpolitik will sich Peter Pakesch eigentlich nicht mehr äußern. Nur soviel: „In der künftigen Kulturpolitik, so wie sie in Papieren formuliert ist, gibt es für mich zu wenige wirklich interessante Perspektiven für ein Museum vom Zuschnitt des Joanneum.“

Ende September scheidet der 60-Jährige also vorzeitig aus seiner Funktion als Intendant des Museumsverbands aus. Mit seiner Funktion als geschäftsführender Vorstand der Maria-Lassnig-Privatstiftung habe sich eine Perspektive ergeben, „die mir sehr gut gefällt“, sagt der Ex-Galerist und Museumsmann.

Pakesch hat die Funktion in der Stiftung, die die Künstlerin vor ihrem Tod im Mai 2014 testamentarisch verfügt hatte, bereits seit Jänner inne: „Lassnig hat eine gereihte Liste der Namen für den Vorstand hinterlassen, bei der ich an erster Stelle stand, obwohl nicht im Alphabet vorne“, erklärt Pakesch. „Für den Vorstand war es auch einmütig klar, dass ich für die Leitungsfunktion am besten geeignet bin.“ Welches Gehalt er als Geschäftsführer beziehe, werde noch verhandelt, sagt er.

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Die Verbindung zwischen Pakesch und Lassnig hatte sich während der Vorbereitung zur Werkschau „Der Ort der Bilder“ in der Neuen Galerie Graz (2012/’13) intensiviert: Das Museum hatte Lassnig angeboten, ein Werkverzeichnis zu erstellen – mit Drittmitteln finanziert, wie Pakesch betont. Im Gegenzug erhielt das Joanneum-Team Zugang zum Archiv der Künstlerin. Lassnig „entlohnte“ das Museum zusätzlich mit einer Schenkung von fünf Gemälden. Die Arbeit am Werkverzeichnis soll nun von der Stiftung weitergeführt werden.

Kapitale Deals

Wie viele ihrer Werke Lassnig in die Stiftung einbrachte, will Pakesch auf Nachfrage nicht beziffern (laut KURIER-Informationen sind es rund 250 Gemälde und mehr als Tausend Zeichnungen). Für ihn ist klar, dass einiges davon in großen Museen landen soll – einige „kapitale Ankäufe“ seien bereits auf Schiene.

„Es war Maria Lassnigs wichtigstes Interesse, ihr Werk im internationalen musealen Kontext ordentlich platziert zu wissen“, erklärt Pakesch. „Was Händler anlangt, hat Lassnig auf Kontinuität gesetzt, indem sie ihre drei Vertrauenspersonen in den Stiftungsvorstand gesetzt hat – wir können nur zu froh sein über das Know-how von Iwan Wirth (Galerie Zürich/London/New York), Friedrich Petzel (New York) und Gabriele Wimmer (Galerie Ulysses/Wien).“ Mit dem Schweizer Kurator Hans-Ulrich Obrist ist dazu einer der einflussreichsten Männer der Kunstwelt Vorstandsmitglied der Stiftung.

Lassnigs Werk wird 2016 in der Tate Liverpool parallel zu Gemälden von Francis Bacon präsentiert; Ausstellungen sind für das Wiener 21er Haus im Sommer 2016 und für die Albertina im Herbst 2017 in Planung. Weitere Pläne will die Stiftung im November bekannt geben.

Rück- und Ausblick

Für seinen weiteren Weg „kündigt sich einiges an“, sagt der scheidende Museumsdirektor. Am 23. September eröffnet zunächst das Wien Museum eine Schau über Pakeschs einstige Galerie in der Wiener Ballgasse 6: Sie war in den 1980er-Jahren eine wichtige Keimzelle für die damaligen „Jungen Wilden“ Österreichs und für deutsche Maler wie Martin Kippenberger oder Albert Oehlen.

Dass Ausstellungen, die damals nur von wenigen gesehen wurden, sich im Rückblick als bedeutsam für die Entwicklung von Kunstströmungen erwiesen, sieht Pakesch gewissermaßen auch als Lehrstück für Graz, wo er seitens der Politik immer wieder mit dem Wunsch nach Besucher-Steigerung (das Kunsthaus z.B. hatte 2014 nur 59.190 Besucher) konfrontiert war. „Wir finden, dass wir für den Standort Graz sehr gute Besucherzahlen haben“, insistiert Pakesch. Doch: „Den Quotenfetischismus halte ich für tödlich für die Kunst.“